Der Tag beginnt, wie er immer beginnen sollte: Mit einem ordentlichen Frühstück? Ja, das auch! Musikalisch betrachtet wird an Tag 2 auch so einiges aufgetischt. Bereits um 11:30 Uhr findet sich der erste Act des Tages auf der Bühne ein: Das New Yorker Duo She Keeps Bees poduziert bereits seit 2006 in kompletter Eigenregie. Ihre Erfahrung und ihr selbstsicheres Auftreten ist auf der Bühne unverkennbar. Danach wird einem ein besonderes musikalisches Schmankerl serviert.
Husky
Es strömen nun wesentlich mehr Besucher aufs Gelände, um Husky in Augenschein zu nehmen. Die Band mimt nicht nur optisch das Idealbild einer Indie-Folk-Band. Sie sind glaubwürdig und ihre Musik ist es auch. Ein harmonischer Wohlklang geht von Leadsänger und Namensgeber der Band Husky Gawenda aus. Man hängt förmlich an seinen Lippen. Nach einer Stunde Spielzeit bedankt sich die Band ganz bescheiden beim Publikum für deren Support. Es ist eine sehr schöne Geste.
Baby In Vain
Eine ganz andere Attitüde legt der nächste Interpret auf die Holzpaletten. Das folgende brachiale Getöse gehört genauso zur Musik von Baby In Vain dazu, wie die Gesichtsakrobatik der Hauptdarstellerin Lola Hammerich. Grunge-Style, wie es sich gehört. Die drei Kopenhagenerinnen beweisen viel Mut. Immerhin haben die im Schnitt erst 20-jährigen Mädels mit ihrer Genre-Wahl im Laufe der Jahre sicher mit dem einen oder andreen Vorurteil kämpfen müssen. Ihr Durchhaltevermögen macht sich bezahlt. Man könnte fast meinen, dass die Frauen ab halb drei das Weite gesucht haben, um ihren Männern im wahrsten Sinne den Vortritt in erster Reihe zu lassen. Ihr Auftritt ist somit nicht vergebens.
Dem Namen zufolge könnte man bei The Dead South mit einer stilistisch-ähnlichen Band rechnen. Falsch gedacht. Bluegrass ist wesentlich friedvoller. Die Menge vor der Bühne tanzt sich ein. Gerade richtig, um gegen halb sechs das nächste 8-Mann Orchester mit viel Applaus in Empfang zu nehmen.
The Great Bertholins ist die facettenreichste Band des Tages. Die Truppe stammt aus Nürnberg und bietet einen turbulenten Mix aus Indie-Rock mit Polka-Elementen, der mit zahlreichen Blasinstrumenten veredelt wird. Die Stimmung hat zu diesem Zeitpunkt die Marke „gut gelaunt“ erreicht. Und das darf man auch sein. Immerhin erwarten einen noch drei Acts, die neben Cub & Wolf, die während der Umbauphasen die Minibühne bespielen, jede Menge Platz für jegliche Emotionen lassen.
Rocky Votolato
Hier wäre zum ersten Rocky Votolato zu nennen. Der US-Amerikaner ist nicht nur ein geborener Künstler, sofern man seinen Geburtsnamen betrachtet, er hat überdies alle Phasen des Showbusiness erreicht. Rocky hat über zehn Alben und EPs sowie bereits eine kreative Schaffenspause eingelegt und meldet sich nun wieder zurück. Er ist kein Unbekannter und gehört nebenbei auch zur Glitterhouse Records Familie. Er kommt rockiger denn je und gut gelaunt daher. Er kann aus einem großen Repertoire greifen und spielt neben Titeln vom neuen Album auch seine bisherigen Erfolgsnummern.
East Cameron Folkcore
East Cameron Folklore und Sivert Høyem sind die Acts der letzten Stunden. Erstere betiteln sich als: „Big, brash and charming!“ Man könnte das Ganze mit „brilliant“ ausschmücken und nebenher, eine passende Alliteration basteln, die ebenfalls die Band und deren Musik ganz passend beschreibt. Die elfköpfige Band ist auf der Bühne ein absolutes Highlight. Man fühlt sich beim Lauschen ihrer Musik in eine Ära zurückversetzt, als Rockmusik als politisches Instrument genutzt wurde, um sich auszudrücken. Die Texaner machen in ihren Texten davon Gebrauch, indem sie auf aktuelle Misstände hinweisen. Unterstützt werden die Gesänge mit allerlei, was es an Bläsern und Zupfinstrumenten auf dem Markt gibt. Wenn eine Posaune, Trommeln und Gitarren auf ein Banjo und eine Mandoline treffen, lässt eine ausgelassene Stimmung nicht lange auf sich warten.
Wo wir auch schon beim Thema wären. Als besondere Showeinlage hat man sich Cuck Airy & Geeky Air Guitar Show angefragt. Das nun folgender Satz nicht wertfrei ist, ist uns bewusst, jedoch ist die Darbietung der Kategorie „fremdschämen“ zuzuordnen. Wesentlich schlimmer ist es, dass die Performance auf dem Applaus-O-Meter auf Platz Eins landet. Das Geschrei hätte man besser in andere Künstler investieren sollen.
Sivert Hoyem
Als Grande Finale läutet der norwegische Sänger Sivert Høyem gegen 24:00 Uhr die Bettruhe ein. Er singt im wahrsten Sinne alle Besucher in den Schlaf. Sein Engagement in allen Ehren, wenngleich das Gefühl von aufkommener Müdigkeit nicht seiner Musik zuzuordnen ist. Sein Sound ist alles andere als ermüdend. Es ist ein herrlich schöner Klangbeitrag eines Mannes, der auf der Bühne eine besondere Ausstrahlung und Sympathie besitzt, die selten von einem Solo-Künstler in dieser Form abprallt. Besonders schön ist der Song „Where Is My Moon“, dass einem sicherlich bis zum nächsten Tag im Gehörgang geblieben ist.
Was auch bleibt, ist ab dato die bittere Kenntnis, dass nur noch ein Tag vom Festival übrig geblieben ist. Der letzte Festivaltag beginnt wie gewohnt mit dem Secret Act. Man darf also gespannt sein, was einem an Tag 3 erwartet.
Fotos: Juli L.
Hier geht’s zum 1. Tag und auch zum 3. Tag des OBS 2015.
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