Über zehn Jahre ist es her, dass sich Franz Ferdinand und Sparks dazu entschlossen, eine musikalische Kollaboration einzugehen. Dass sich diese damals jedoch nicht so schnell realisieren ließ, hat aber wahrscheinlich weniger damit zu tun, dass Demos wie „Piss Off“ zur Diskussion als gemeinsame Projekt-Songs standen. Vielmehr kam den Jungs von Franz Ferdinand ihr globusumspannender Erfolg dazwischen und so wurde FFS nun erst im Jahre 2015 fertig gestellt.
Dass Franz Ferdinand dem gewieften Musikliebhaber ein Begriff ist, sei an dieser Stelle vorausgesetzt. Etwas tiefer müsste das Musikwissen jedoch schon gehen, um die Band um die beiden aus Los Angeles stammenden Mael Brüder zu kennen, die bereits seit den 1960er Jahren als Sparks aktiv ist. Mit Elektro-Pop voller intelligenten und anspruchsvollen Texten und geprägt von Russel Maels Falsettstimme konnten sie spätestens in den 1990ern auch jüngeren Generationen mit dem Song „When Do I Get To Sing `My Way`“ über den Weg gelaufen sein. Und wer nun dennoch kein Bild zu Sparks hat, nur so viel: das Repertoire ist eines der umfassendsten der Rockgeschichte und reicht von Glam Rock über Disko und Synth Pop bis hin zu orchestralem Easy Listening. Gute Voraussetzungen also, um seinen Musik-Pool in Form von Kollaborationen zu erweitern.
Dass eine solche Zusammenarbeit nicht funktionieren solle, wie sie in „Collaborations Don’t Work“ besingen, lässt sich auf FFS jedoch nicht bestätigen, sind die beiden Bands doch eine Symbiose eingegangen, die zwar das Wesen und die Charaktere beider reibungslos zusammenbringt, aber dennoch weder zu viel von der einen noch von der anderen in den Vordergrund trägt.
So strotzt beinahe ausnahmslos jeder Song vor Energie und fulminanten Arrangements und bereits der Opener „Johnny Delusional“ vermag Fans von Franz Ferdinand wie Sparks-Anhänger gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Text, der sich wie der des zweiten Tracks des Albums „Call Girl“ um verzweifelte Männer dreht, nicht symptomatisch für die Zusammenarbeit FFS steht. Und doch darf auch den Texten des Albums Aufmerksamkeit geschenkt werden, wissen sie doch auf zuweilen sehr satirische Art ihre Geschichten zu erzählen, wie zum Beispiel in „Dictator’s Son“ oder „Piss Off“, die wiederum im Kontrast zu dem düsteren „Little Guy From The Suburbs“ stehen, einem durch Franz Ferdinand Leadsinger Alex Kapranos‘ Stimme geprägtes Stück über einen Selbstmordattentäter.
Am facettenreichsten kommt wohl der bereits erwähnte Song „Collaborations Don’t Work“ daher, der in beinahe 7 Minuten episch ausufernd zwischen der Mannigfaltigkeit der beherrschten Musikstile daherschwappt, als Lo-Fi Akustikstück beginnt, um sich dann in Wogen aufzutürmen, um sich dann in harmonischem Getose doch wieder im melodischen Refrain zu vereinen. Mit seinen Piano-Parts und orchestralem Vocal Zwischenpart fühlt man sich unweigerlich an „Bohemian Rhapsody“ erinnert; orchestral, würdevoll, glamourös. Als Schlusslicht geben FFS einem dann noch „Piss Off“ mit auf den Weg, eine Bitte nun endlich auch mal alleine sein zu dürfen. Ungern – aber auch dieser Wunsch sei ihnen gewährt. FFS ist definitiv kein Gerangel um Präsenz und Selbstverwirklichung der einzelnen Bands, sondern vielmehr eine gelungene und erfolgreiche Zusammenarbeit, die in diesem Fall entgegen des eigenen Songs sehr wohl funktioniert.
Ohr d’Oeuvre:
Johnny Delusional / Collaborations Don’t Work
VÖ: 05.06.2015 – Domino Records
Tracklist:
01) Johnny Delusional
02) Call Girl
03) Dictator’s Son
04) Little Guy From The Suburbs
05) Police Encounters
06) Save Me From Myself
07) So Desu Ne
08) The Man Without A Tan
09) Thing I Won’t Get
10) The Power Couple
11) Collaborations Don’t Work
12) Piss Off
13) So Many Bridges (nur auf Deluxe Edition und LP)
14) King Of The Song (nur auf Deluxe Edition und LP)
15) Look At Me (nur auf Deluxe Edition und LP)
16) A Violent Death (nur auf Deluxe Edition und LP)
Gesamteindruck:
8/10