Bei den Schlagworten TURBOBIER und IROKESENTANGO sollte eigentlich sofort klar sein, was man vorgesetzt bekommt. Dennoch ist hier nicht alles so, wie es scheint.
Denn dem Namen nach erwartet man Sauf-Gröl-Punk der stumpfen Sorte. Hört man sich dann aber in die bandeigens geschaffene Musikspartenschublade mit Namen IROKESENTANGO rein, ist man als Turbostaat- und Captain Planet-sozialisierter Punker erst einmal positiv von der gar nicht so eindimensionalen SCHLACHTRUFE-BRD-Attitüde und der musikalischen Virtuosität (wir reden allerdings nach wie vor von Deutsch-Punk) überrascht. Und was macht man anschließend als halbwegs ehrbarer Rezensent? Man sucht sich seine Meinung im World Wide Web aus Tausenden von Kommentaren zusammen.
Und stolpert zwangsläufig über Einiges, was dem Bild von Turbobier als authentischer Punkrockband wie eine dreckige Straßentöle ans Slim-Fit-Jeansbein pisst. So verwundert es, dass der an allen Ecken und Enden verherrlichte Alkoholkonsum mit der eigentlich daraus resultierenden Laissez-faire-Haltung trotzdem in unzähligen ordentlich produzierten Videos für fast jeden Albumsong, einer gut durchdachten Bier-Partei-Kampagne oder umfangreichem Merchandise mit O.K.S.O.-Schriftzügen („Olle Hiwara san oaschlecha“ = Turbobiers Version von A.C.A.B.) mündet. Und auch das der böse Branchenriese Warner sich die vier Drangler geschnappt hat, nachdem man mit einem Coverlied erfolgreich war, stößt sauer auf.
Da fällt es schwer, den positiven ersten Höreindruck zu bewahren, obwohl die teilweise in Wiener Schmäh vorgetragenen Lieder durchaus Wiedererkennungswert haben. Unterm Strich reicht das hier aber nicht aus, um wirklich etwas zu reißen. Also insgesamt eher blunzn als leiwand.
Ach ja, mein Punkname im genialen Punknamengenerator wäre wahlweise Schwanz oder Kruste. Ähnlich kredibil kommen Turbobier daher. Gute Lieder hin oder her, Haltung ist immer noch ein wesentlicher Bestandteil von Punkmusik, der den Jungs trotz guter Musik irgendwie fehlt.
Ohr d’Oeuvre:
Fuaßboiplotz / Pech / O.K.S.O.
VÖ: Downbeat Records (Warner)
Tracklist:
01. Fuaßboiplotz
02. Die Bierpartei
03. Hånd In Hånd
04. Pech
05. O.K.S.O.
06. Floschnpfand
07. I Hoss Olle Leit
08. Blaue Kappe, Grüne Kappe
09. Kontrollverlust
10. Notstandshüfe
11. Kiwara
12. Arbeitslos
Gesamteindruck:
5,5/10