Die 2007 gegründete Band aus sechs offensiv queeren Musikerinnen aus Argentinien und Mexico gibt ihr mittlerweile drittes Konzert in Köln und es wird ein sehr gut besuchter Abend. Die spanisch sprechende Kölner Community ist auch am Start.
Schöne Menschen aller Gewöhnlich- und Ungewöhnlichkeitsgrade bringen sich erst mal vor dem Konzert draußen entspannt in Feierlaune: Man dreht seine Runden und trinkt dazu Diverses.
Das Gebäude 9 bietet mit richtig gutem Sound und schnieker Partyfeeling-Lightshow den besten Rahmen für den Auftritt. CANTA Y NO LLORES („SING, DON’T CRY!“) heißt das neue Album der ehemaligen (?) Punkerinnen, die mit ihrem zunächst als Nebenprojekt gedachten Angriff auf die von Machismo verkrustete, eher wurstige Musikrichtung Cumbia schnell riesigen Erfolg für sich verbuchen konnten. Man ordnet sich einem Genre „Tropical Punk“ zu, und was damit gemeint sein könnte, wird Neuhörern heute Abend fix klar. Die ehemalige Volksmusik wird mit großem musikalischen Können, viel Kreativität und Frechheit auf links gedreht; Rollenklischees werden verhohnepiepelt und das mer-fiere-jetzt-mal-auf-südamerikanisch schlau ein bisschen bedient, aber auch aus den Angeln gehoben. Subversiv ist Kumbia Queers Umgang mit der Wohlfühlmucke und auch ohne die Texte zu verstehen, die sich gewaschen haben (immer politisch, selbstbewusst, kritisch und voll unangestrengtem Humor): Die queere Botschaft kommt an und wenn es so was gibt, herrscht heute Abend Stadionatmosphäre in entspannt und sehr, sehr glücklich.
Kumbia Queers sind unermüdlich auf Tour und das merkt man: Die Kondition der Band übertrifft irgendwann die des Publikums. Es gibt ein Clubbing nach dem gig mit den bewährten Frenetik Kolektif und manche(r) hat sich fein gemacht – dann fällt die Kollektiventscheidung: „Ach, pfeif drauf – machen wir uns eben jetzt schon total fertig…“ und es geht mit Vollgas weiter. Es ist heiß und eng, aber man kann noch tanzen, ohne bei der Vorderfrau (meistens) oder beim Vordermann (seltener) im Kreuz zu landen. Ein anfangs etwas schüchternes Paar lacht jetzt immer wieder laut vor Freude, wenn die charismatische Sängerin Ali Gua Gua das Publikum anfeuert und animiert. Die fantastische Sara Hebe, eine der wichtigsten Stimmen im Rap/HipHop Südamerikas ist ein absolutes Highlight des Abends (u.a.:“Plantala“).
Man feiert sich zu den Zugaben durch: Ali Gua Gua rettet mit einem absurden Hut aus Plüsch, der aussieht wie ein Bierglas und beim Pogen entschlossen festgehalten werden muss, die entsetzliche Haarspülung „La Isla Bonita“ (Original: Madonna) in die Welt der Musik zurück und macht daraus „La Isla Con Chicas“. Zum Schluss stülpt sie eine Art Badehaube mit Flitter und buntem Metallic-Iro auf, mit dem sie aussieht wie eine Mischung aus Jonny Rotten und einem queeren Spartaner und gibt dem Publikum den „Kumbia Punk“.
Nach zwei fast zwei Stunden geht das Licht an, großer Dank von allen an alle und noch ein paar Fotos vom Publikum von der Bühne herunter. Köln war heute wieder richtig gut, aber besser als Kumbia Queers spielt so schnell keiner.
Setlist:
1. Misirlou (Dick Dale)
2. Daniela
3. Mientes
4. Kumbia Dark
5. El veraneo
6. Lo peor
7. Celosa
8. Sola
9. Tanto me quería
10. Gascón
11. Si Pudiera
12. Metamorfosis Adolescente (Flema cover)
13. Contraindicaciones
14. Chica de Metal
15. La Danza de los mirlos
16. Que calor
17. Feriado Nacional
18. Plantala
19. Nunca Es Tarde
20. Cariñito
Zugaben:
1. Desaprendiendo
2. La Isla Con Chicas
3. Motochorra
4. Kumbia Punk
yeah!
2017 in Köln https://www.facebook.com/events/390731444646000/