Bevor Boysetsfire im September ihr neues Album veröffentlichen, bringt Sänger Nathan Gray mit NTHN GRY seine Solo-Debüt-EP heraus.
Der Workaholic schlägt dabei einen ungewöhnlichen und mutigen Weg ein. Wer erwartet hat, Gray setze auch auf die üblich gewordene „Hardcore-Sänger probiert die Singer-Songwriter“-Schiene, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Losgelöst vom Sound seiner Hauptband präsentiert er in der ersten Hälfte einen dunklen Mix aus Industrial und Synthiepop, um zum Schluss dann doch die Erwartungen des Hörers mit zwei Akustikstücken zu versöhnen. Die ersten drei Songs, die jeweils in zwei Versionen auf der Platte vorhanden sind, mäandrieren langsam und bedrohlich in das Ohr des Hörers vertont durch Synthieteppiche und gesampelte Sounds von Daniel E. Smith, der dem Sänger zur Seite stand bei den Aufnahmen.
Gray schafft einen düsteren Soundtrack, der im ersten Moment etwas antiquiert wirkt, jedoch mit jedem Durchlauf an Faszination gewinnt. Dies liegt neben der Wucht, welche die Songs entwickeln, in erster Linie an Grays Stimme, die wie in besten Boysetsfire-Zeiten ihr Unwohlsein beschwört, hinausschreit und jedem Fan eine Anknüpfungspunkt geben sollte. Gerade im Opener „Wolves“ und in „Baptismal Rites“ wird eine so dichte Atmosphäre geschaffen, dass man befürchten muss, der Sänger werde einfach darunter erdrückt, bevor er sich wieder frei schaufelt und mit seiner Emotionalität die Songs wieder in seine Richtung rückt. An einigen Stellen wird ein wenig mit den Düstersounds übertrieben, wie in den gesampelten Frauenschreien in Smiths Remix von „Wolves“. Mit „Corson“ und „Wayward Ghosts“ gibt er der aufreibenden Platte eine versöhnlichen und ruhigen Abschluss mit Gitarre, Cello und Piano bzw. dem Hörer mittendrin einen benötigten Punkt der Entspannung.
NTHN GRY ist ein mutiger und gelungener Versuch neue Pfade auszuprobieren und ist jedem Hörer, dem das Schaffen des Sängers am Herzen liegt und der sich auf die dunkle und gruselige Atmosphäre einlassen kann , wärmstens empfohlen.
Ohr d’Oeuvre:Wolves/ Corson/ Baptismal Rites
VÖ: 07.08.2015; End Hits Records (Cargo Records)
Tracklist:
1. Wolves
2. Tomorrow
3. Baptismal Rites
4. Corson (an ode to vital existance)
5. Wolves (Swallowing Filth) (Daniel E. Smith Remix)
6. Tomorrow (Ritual Chamber Session)
7. Baptismal Rites (Ritual Chamber Sessions)
8. Wayward Ghosts
Gesamteindruck: 7,0/10