Gibraltar, Fener, Perth…auch auf NO NO NO hat Zach Condon sich wieder Inspiration an fernen Orten geholt. Trotzdem wirkt er auf dem vierten Beirut Album nicht mehr wie der kraftstrotzende, leicht naive Weltenbummler, sondern eher wie der erschöpfte Heimkehrer.
Erreichte die für Beirut typische Mischung aus Indiepop, Balkanfolk, Chanson und Weltmusik auf der letzten Platte THE RIP TIDE ihren Höhenpunkt, wirkt NO NO NO ungewohnt konventionell. Statt wie bisher das Glück in opulenten Arrangements und exotischer Instrumentierung zu finden, wirken diese in den neuen Liedern reduzierter und weniger verschnörkelt. Zwar erkennt man die für Beirut typischen Melodien, aber im Wesentlichen werden diese nur über Piano und vereinzelte Bläsereinsätze getragen. Gerade diese sorgen für die helleren und tanzbaren Momente auf NO NO NO. Dies gilt gerade für den vielversprechenden Beginn mit den gediegenen Schwofnummern „Gibraltar“ und „No No No“. Danach wird die Musik und gerade der Gesang Condons zusehends von einer merkwürdigen Schwere überlagert, die an einigen Stellen jeglichen Schwung raubt. Beiruts Musik umgab zwar immer schon eine nostalgische und melancholische Grundstimmung, allerdings immer verbunden mit einer Neugier auf das Neue, auf das Austesten immer neuer Grenzen in Instrumentierung und Sound. Diese Neugier ist einer schwermütigen Nachdenklichkeit gewichen. Zurückzuführen ist dies auf die schwierigen letzten Jahre. Auf ein immenses Arbeitspensum folgten Burn Out, Tourabbruch und Scheidung. In diesen Umständen liegt die wohl eher nachdenkliche, zurückgezogene Grundstimmung der Platte begründet. Das sie trotzdem ein kurzweiliges Hörvergnügen bleibt, liegt einmal an der relativ kurzen Spielzeit von 30 Minuten und in dem Willen Condons sich nicht ganz von der Traurigkeit übermannen zu lassen. So erinnern Stücke wie „Perth“ und „Fener“ mit ihren harten Klavieranschlägen an alte Großtaten, auch wenn nicht der Umweg über eine opulente Instrumentierung gegangen, sondern sich ganz am Piano festgehalten wird. Vielleicht zeigt NO NO NO ein gereiftes Beirut, auch wenn man sich mit der nächsten Platte wieder ein euphorischeres und kraftvolleres wünscht.
VÖ: 11.September 2015, 4ad/Beggars Group (Indigo)
Ohr d’Oeuvre:No No No/ Perth/ So allowed
Tracklist:
01. Gibraltar
02. No No No
03. At Once
04. August Holland
05. As needed
06. Perth
07. Pacheco
08. Fener
09. So allowed
Gesamtwertung: 7,0/10