Mit ihrem zweiten Studioalbum „OF GLASS AND PAPER“ vollziehen die fünf Jungs von Idle Class souverän den Punkrockmachtwechsel im Westfalenmetropölchen Münster.
Was anmutet wie eine Randnotiz, ist nicht viel weniger als eine kleine Revolution. Waren es fast zwei Jahrzehnte die Ibbenbürener Münsteraner der Donots, welche die Punkrockmaßstäbe setzten, verpassen die Jungs von Idle Class dem etwas angestaubten Genre eine Frischzellenkur, die sich gewaschen hat. Startet der Opener „The Drama Continues“ zunächst verhalten, wird spätestens ab 1:56 klar, wohin die Reise geht. Hymnen konnten Idle Class immer. Auf „OF GLASS AND PAPER“ wirkt das Songwriting jedoch um einiges ausgereifter als auf dem ebenfalls ganz ausgezeichneten Vorgänger „THE DRAMA’S DONE“. Man merkt, dass die fünf Jungs sich ein halbes Jahr Zeit genommen haben, um aus Ideen ausgereifte Punkrocksongs zu machen. Diese Songs – elf an der Zahl – haben sie dann mit ihrem langjährigen Freund, Soundmann und Produzenten „Basto“ Bastian Hartmann in den Ghost City Studios im abgelegenen Dörfchen Rottenbach in Franken aufgenommen.
Die Abgeschiedenheit und das Vertrauen, Personen um sich herum zu haben, die die Band seit Jahren kennen, machten es einfach, sich auf das Wesentliche – nämlich die unbändige Live Energie auf Zelluloid zu bannen – zu fokussieren. Dabei ist es das Zusammenspiel von ausgereifterem Songwriting und dem deutlich druckvolleren Sound, der die Weiterentwicklung der Band verdeutlicht. Hartmann schafft es ganz ausgezeichnet, das präzise Schlagzeugspiel so in Szene zu setzen, dass dies hervorragend mit den beiden Gitarren und dem teilweise vierstimmigen Gesang harmoniert. All dies wäre jedoch völlig wertlos ohne mitreißende Songs. Und davon haben Idle Class eine Menge. Waren die Songs auf „THE DRAMA’S DONE“ noch überwiegend typische 4/4 Takt-Punkrock Smasher, so findet sich auf „OF GLASS AND PAPER“ der ein oder andere Midtempo Song – eine Weiterentwicklung, die den Jungs ausgezeichnet zu Gesicht steht. Man muss also nicht immer über den großen Teich schauen, um mitreißenden Punkrock zu finden. Manchmal reicht auch der Blick Richtung münsterländischer Tiefebene, denn daher kommt eines der bis dato besten Punkrockalben des Jahres.
VÖ: 26.September, Uncle M Music
Ohr d’Oeuvre:The Drama Continues/ The Story of how the King died/ The Sound of Glaciers calving
Tracklist:
01. The Drama Continues
02. All Kippers and Curtains
03. A Puppeteers Party
04. Outatime
05. I used to say it ́s just a phase
06. Bring in the Harvest
07. Worn Out Shoes
08. The Story of how the King died
09. Testimony
10. Paper over the Cracks
11. The Sound of Glaciers calving
Gesamtwertung: 8,5/10
Bandfoto by Fabian Hoffmann