Wanda, die Pin-Up Band für alle Lebenskünstler und solche die es werden wollen, legen mit BUSSI nach nur einem Jahr ihr Zweitwerk nach und frönen weiter Schnaps, Inzucht und dem Wiener Schmäh.
„Also ich meine…man sieht den Gitarristen, da möchte man schon sofort mit dem ins Bett gehen!“
„Ich habe ja auch Cousinen, aber hey nein, die sind zu jung…!“
Die Band aus Austria hat einiges durcheinander gewirbelt mit ihrem Erstling AMORE. Selbst Mittdreißiger verlieren sich bei dem Thema Wanda in amourösen Gedankenspielen, entwickeln einen neuen Hang zum Suff und zur Inzucht denn zum Bausparvertrag. Scheinbar haben Wanda die seltene Gabe, eine Unisexband zu sein. Sie sprechen mit ihrem Habitus sowohl die männliche als auch die weibliche Seite an. Eine nächtliche Begegnung am Tresen muss unweigerlich mit dem Verlust der Freundin enden. Niemand kommt gegen Kerle an, die genial und abgerockt zugleich sind und dies auch noch sagen. Trotzdem wäre man nicht böse, tränke man gemeinsam wahrscheinlich so viel Schnaps, dass man nicht mal merken würde, wie die Angebetete mit der Band verschwände.
Und schon ist man mittendrin in den Klischees, welche die Band auch auf ihrem Zweitwerk BUSSI ausführlich bedienen. Die Songs sind zeitgleich mit denen von AMORE entstanden, also noch bevor der große Erfolg über die Fünf kam. So weist die Platte vom Sound keine große Unterschiede zum Erstling auf. Die Band pendelt zwischen Garagenrock, dem Unperfekten und den ganzen großen Poparrangements, die eventuell ein wenig mehr in Vordergrund treten als auf der ersten Platte. Insgesamt wirkt jedoch nichts kalkuliert, nichts berechnend, was jede Ängste zerstreut, dass hier jemand versuchen würde auf Teufel komm raus den ganz großen Erfolg einzufahren. Insgesamt ist BUSSI ein sympathisches Werk, an dessen Ende trotzdem ein Gefühl von „Kann man, muss man nicht machen!“ bleibt. Die Platte enthält große Hymnen wie das Staffelfraulied „Nimm sie wenn Du’s brauchst“ oder die Selbsterweckungshymne „Lieber dann als wann“. Allerdings wirken einige Lieder so, als hätten ihnen ein wenig mehr Zeit besser getan, um dort die richtige Abbiegung zu finden. Lieder wie die erste Auskopplung „Bussi Baby“ oder das stark an Bowie erinnernde „Sterne“ wirken gegen Ende einfach ein wenig platt und uninspiriert.
Jedenfalls bedient BUSSI alle Erwartungen, bietet genug Mitsingrefrains und kleine musikalische Schmackerl und mit ihrem Wiener Schmäh ringen Wanda noch jedem so freudlosen Mensch ein verschmitztes Lächeln ab. Die ideale Platte zur Endlostour dieses und nächstes Jahr, die ideale Platte für das Liveerlebnis, aber wohl eher eine Übergangsplatte zur nächsten Großtat.
Ohr d’Oeuvre:
Lieber dann als wann / Meine beide Schwestern / Nimm Sie wenn Du’s brauchst
VÖ: 02.10.2015 – Vertigo Berlin (Universal Music)
Tracklist:
01. 1,2,3,4
02. Meine beiden Schwestern
03. Bussi Baby
04. Lieber dann als wann
05. Gib mir alles
06. Nimm sie wenn Du’s brauchst
07. Alarm!
08. Mona Lisa der Lobau
09. Das wär schön
10. Sterne
11. Andi und die spanischen Frauen
12. Kein Herz im Hirn
Gesamteindruck: 7,0 / 10,0