Fall Out Boy füllen mittlerweile auch hierzulande die großen Hallen. Welche Rolle die Single „Centuries“ dabei spielte und wie sich Patrick Stump über die Jahre verändert hat, lest Ihr im Interview.
jmc: „Centuries“ war ein wichtiger Song für euch, da eure Karriere dadurch einen großen Sprung gemacht hat. Ich kann zwar nur für Deutschland reden, aber man sieht es ja: Ihr spielt in größeren Hallen.
Patrick: Deutschland war immer ein seltsamer Markt für uns, weil es immer schwer war, uns hier richtig zu promoten. Ich habe noch nie darüber aus der Businessperspektive nachgedacht, aber jemand muss es wohl getan haben und dachte sich: „Hm, wie verkaufen wir Fall Out Boy auf diesem Markt?“. Das war immer schwierig für uns, weil die Leute hier eher auf härteren Rock stehen, den wir offensichtlich nicht machen, als auch einen Hang zu smartem Pop haben und wir sind auch nicht wirklich eine Pop-Band. Wir bewegen uns in einer Grauzone. Wir kommen hier seit Jahren hin und immer mehr Leute bemerken uns, aber wissen nicht wirklich, was sie von uns halten sollen. Also es freut mich, dass es mit „Centuries“ besser geworden ist, aber ehrlich gesagt bin ich froh, egal in welchem Rahmen, wiederkommen zu können, wann immer wir wollen.
jmc: Welchen Song hättest du gerne als Single veröffentlicht, welcher aber nie eine war?
Patrick: „Hum Hallelujah“ von „Infinity On High“ hätte ich gern als Single gesehen und ich bin enttäuscht, dass es nie so gewesen ist. Aber sonst bin ich sehr zufrieden mit der Auswahl. „Jet Pack Blues“ würde ich gerne noch als Single sehen… Aber das hat ja noch was Zeit. „Centuries“ hat das neue Album sehr gut zusammengefasst. Das sollte bei jeder Single so sein: Es sollte eine Momentaufnahme des ganzen Albums sein. Ich mag es nicht, wenn Singles ganz anders klingen als der Rest des Albums. Denn Alben sollen ein komplettes Kunstwerk sein und als ein Ganzes gesehen werden. Wenn die Single nicht mit dem Album übereinstimmt, fühlt es sich einfach falsch an. Man fühlt sich hintergangen. Vielleicht bin ich nicht ganz zufrieden mit „Dance, Dance“ und „Sugar, We’re Going Down“. Ich wünschte „From Under The Cork Tree“ würde mehr wie diese Songs klingen.
jmc: Du bist vor Kurzem Vater geworden, herzlichen Glückwunsch. Wie kombinierst du das Tourleben mit deiner Familie?
Patrick: Deine Zeit wird dir viel wichtiger. Ich bin froh, hier zu sein und die neuen Songs dem deutschen Publikum zu präsentieren, aber gleichzeitig bin ich dafür getrennt von meiner Familie. Jeder Tag zählt und ist wichtig. Man muss also wirklich da sein wollen, wo man ist, weil man sonst Zeit verschwendet, die man mit der Familie verbringen könnte. Es hält sich immer die Waage, ich denke wir schaffen das ganz gut. Wir können die Handhabung natürlich auch mit beeinflussen. Zum Beispiel fliegen wir unsere Familien ein an freien Tagen und sowas. Wir versuchen so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Es ist ganz lustig, denn jetzt kann ich Orte neu entdecken, die ich vorher schon 100 Mal besucht habe. Dieses Mal kann ich sie aber meinem Kind und meiner Frau zeigen. Wir waren zum Beispiel im Big Ben. Ich hätte nie daran gedacht, dass mal zu machen, aber wir hatten Familienmitglieder dabei, die den Touristenkram machen wollte und das war tatsächlich wirklich schön.
jmc: Wie hast du dich persönlich und musikalisch während der letzten Jahre verändert?
Patrick: Ich glaube, ich habe mich sehr verändert. Wenn man älter wird, wird man einfach… Selbstbewusster. Und das hat nicht unbedingt etwas mit Arroganz zu tun. Ich glaube nämlich nicht, dass ich toll oder großartig bin, aber wenn ich aufwache, einen Halle betreten und mich aufwärme, weiß ich einfach, dass die Show gut werden wird. Früher habe ich mir viele Sorgen gemacht: Was ist, wenn ich einen Ton nicht treffe? Was ist, wenn die ganze Show eine Katastrophe wird? Man hat einfach all diese Sorgen, aber wir machen das jetzt ja schon einige Zeit und ich habe einige Töne schon nicht getroffen oder katastrophale Nächte erlebt, aber solang man dabei eine Verbindung zum Publikum hat, ist alles in Ordnung. Das ist wichtiger als perfekt zu singen oder zu spielen. Und ich hatte wirklich schon großartige Nächte, bei denen mein Gesang unglaublich war, aber sie bedeuten nichts, wenn das Publikum es nicht spürt.
jmc: Was sind deine schlechtesten Angewohnheiten?
Patrick: Ich bin sehr unordentlich. Wenn ich irgendwo ankommen, verteile ich erst mal meinen Kram. Er ist einfach überall. Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert, aber irgendwie schaffe ich es trotzdem immer alles wieder in meine Tasche zu räumen. Aber genau so landet es dann auch auf dem nächsten Tisch. Außerdem bin ich nicht wirklich pünktlich. Ich wünschte ich wäre es, das ist wirklich eine schlechte Angewohnheit.
Das Interview führte Christina Berkele