Seit rund zwei Wochen ist seine neue Platte TIGERYOUTH veröffentlicht. Benning befindet sich jedoch schon wieder auf Tour, unermüdlich immer weiter und weiter. Trotzdem fand er Zeit, jmc. einige Fragen zu beantworten zum Entstehungsprozess der neuen Platte und der Herausforderung auf Tour gesund zu bleiben.
jmc.: Vielleicht ganz platt zum Anfang: Wie geht es Dir, nachdem Deine neue Platte jetzt wenige Tage veröffentlicht ist? Aufgeregt? Angespannt? Stolz oder längst abgeharkt?
TY: Der Emotionsablauf war wie beim letzten Mal. Erst ungläubig, dass da wirklich ’ne Platte von mir rauskommt, dann super aufgeregt, was damit so passiert und wie die Reaktionen sind und dann einfach nur erleichtert, dass sie draußen ist. Und vor allem, dass ich endlich auf Tour damit fahren kann.
jmc.: Wo hast Du aufgenommen und in welchem Zeitraum?
TY: Ich war knapp eine Woche mit Kay Petersen in Hamburg und Neumünster für die Aufnahmen. 2015, noch nicht ganz Herbst, glaube ich, aber schon Hoodie-Weather. Effektiv die Songs eingespielt/gesungen hab‘ ich an zweieinhalb Tagen. Für die Gitarren hatten wir auch nur den einen Tag im Studio in Hamburg. Danach sind wir zu Kays Eltern nach Neumünster gefahren, da gibt’s im Arbeitszimmer eine Gesangskabine und ganz viel altes Instrumentarium auf dem Dachboden. Da hab‘ ich dann eingesungen und wir haben die anderen Instrumente eingespielt. Also Kay. Flicke von No Weather Talks hat auch da eingesungen, alle anderen waren dann ein paar Wochen später nochmal in Hamburg.
jmc.: Die Songs wirken ein wenig melancholischer als auf dem letzten Album. Ist das einfach nur Zufall oder war mehr Zeit zur Reflektion vorhanden? Einige Songs wie „Blumenbeete“ wirken beispielsweise wie Positionsbestimmungen.
TY: „Blumenbeete“ ist witzigerweise fast so alt wie Tigeryouth. Auf der Platte schließt er für mich deswegen ein Kapitel und schlägt das nächste auf. Ein melancholischeres, aber auch ein reflektierteres. Das eine kommt ja meist vom anderen. Das ist immer ein bisschen Tischtennis.
jmc.: Wie entsteht ein Tigeryouth – Song heute, beziehungsweise hast Du schon eine Idee für neue Lieder im Kopf?
TY: Ganz ehrlich? Ich weiß es noch nicht. Einen Song, der nicht auf der Platte ist spiele ich live, der hat sich wie eine Fortsetzung an „Die Müden Straßen“ gehangen. Mehr habe ich seit der Platte nicht für Tigeryouth geschrieben. Gefühlte tausend Songs für andere Bands und so, aber keinen Tigeryouth-Song. Ich merke aber schon, wie es wiederkommt mit der Tour. Es brummt im Kopf.
jmc.: Wie gehst Du an das Songwriting heran? Die Songs wirken sehr biographisch. Sammelst Du Aufzeichnungen und beginnst dann mit dem Schreiben nach Abschluss einer Tour oder geschieht alles eher intuitiv zwischendurch?
TY: Ich hab‘ mir gerade wieder ein neues Notizbuch besorgt, in das ich jetzt wieder jeden Tag wenigstens einen Vierzeiler schreibe um im Training zu bleiben. 99 Prozent von dem, was da später drinstehen wird, ist Schrott. Meistens bleibt von vier vollgekritzelten Seiten ein Satz über, aus dem dann ein komplett neuer Text entsteht. Ich kann aber auch auf Knopfdruck schreiben. Mit einem guten Freund haben wir uns immer Sonntags abwechselnd einen Satz vorgegeben, zu dem dann beide in der Woche einen Song schreiben mussten. Das funktioniert auch. Für mich war das ganz abgefahren zu merken, dass ich mir auch vornehmen kann, einen Song zu schreiben und dann klappt das auch.
jmc.: Du giltst als wahrer „Kilometerfresser“ mit geschätzten 450 Konzerten in den letzten Jahren? Wie geschieht das alles, bzw. wie organisierst Du alles? Selber?
TY: Das meiste hab‘ ich wirklich selbst auf die Beine gestellt. Immer schön überall eingezeckt am Anfang, rumgenervt bis zur Zusage, um dann nach und nach soviele gute Menschen kennenzulernen, dass ich fast überall Menschen kenne, die ich fragen kann für eine Show. Zwischendurch hat mir Horrorbiz-Booking geholfen, der hat dann leider aufgehört. Ich hoffe, ich war nicht der Grund! Jetzt gerade hilft mir Noisegroupie bei der Tour. Die meisten Shows gehen trotzdem noch auf meine Kappe.
jmc.: Wie geht es Deiner Gesundheit? Im Shortfilm zur CD sagst Du, dass Du Dich nie so fit fühlst wie auf Tour? Die müsste jetzt nach Tourstart ja grandios sein.
TY: Mega fit!
jmc.: Gibt es bestimmte Rituale fit zu bleiben?
TY: Nasendusche und genug Schlaf. Wenn’s mal ’n bisschen juckt in der Nase nehm‘ ich zwei Tage Gelo-Myrthol. Alles easy. Und für die Stimme immer schön einsingen! Leif Marcussen (Lirr) hat mir jetzt den Tipp gegeben, mich auch morgens vorm Reden einzusingen. Bester Tipp nach dem mit der Nasendusche von Spaceman Spiff.
jmc.: Wie tourst Du? Du sprichst in dem Film davon, vier Monate auf Tour zu sein. Machst Du das ganz alleine und wie behältst Du den Überblick? Eigentlich bleibt da doch keine Zeit zum feiern oder „sich mal gehen“ lassen, oder?
TY: Die Routen sind zum Glück ganz gut gelegt, ich muss also meistens nur zwei/drei Stunden fahren am Tag. Die Montage und Dienstage sind jede Woche frei. Also hab‘ ich die nächsten vier Monate eine ganz normale Fünf-Tage-Woche. Jetzt ist ja erst die erste Woche rum, noch hab‘ ich den Überblick! Mal gucken, wann der verloren geht. Hoffentlich gar nicht.
Ach, und ein bisschen feiern geht schon klar. Nur kein Jägermeister!
jmc.: Deine Songs sind sehr persönlich? Kommen viele Leute nach den Konzerten vorbei, um mit Dir zu reden? Bist Du für einige schon so ein persönlicher „Buddy“ geworden durch Deine Songs?
TY: Es kommen schon immer mal Menschen am Merch vorbei zum quatschen. Ich muss mich nur kurz abtrocknen und umziehen. Ob und wieviel es in den Songs um mich geht, muss dann jeder für sich rausfinden. Freundschaften entwickeln sich hoffentlich, weil ich ein netter Typ bin oder so und nicht wegen der Songs.
jmc.: Vielleicht zum Schluss. Im Moment scheint es als pendelst Du zwischen Bühne und Nebenjob. Ist das jetzt schon Dein Traum oder was würdest Du gerne noch erreichen?
TY: Die Nebenjobs hängen erstmal am Haken. Mal gucken, wie’s dann nächstes Jahr ist. Ich fang‘ auf jeden Fall nach der Tour wieder an. Und dann mal gucken. Mehr touren, nächste Platte, neue Band. Ich kann vielleicht nicht immer von der Musik leben, aber für sie. Ich hab‘ Bock.
Vielen Dank!
Die neue Platte Tigeryouth kam am 12.8.2016 auf Zeitstrafe heraus. Tigeryouth entwickelt sich darauf zu einem der emotionalsten und authentischsten Singer-Songwriter in diesem Land. Nun hat er mit einem viermonatigen Tourexperiment angefangen:
26.08. – ERFURT, re4hostel
27.08. – NÜRNBERG, Projekt 31
28.08. – ERLANGEN, Wort&Klang
31.08. – SCHWEINFURT, Stattbahnhof Schweinfurt
01.09. – SPEYER, Zapfhahn 7
02.09. – BUCHLOE, Hirsch Lindenberg
03.09. – MERKERS, Jugendclub Merkers
04.09. – MÜNCHEN, PRIVAT / Kontakt: privatkonzert@tigeryouth.de
07.09. – INNSBRUCK (AT), Die Bäckerei
08.09. – SALZBURG (AT), Denkmal Salzburg
09.09. – GRAZ (AT), SUB
10.09. – LINZ (AT), Sputnik Rockcafe
12.09. – WIEN (AT), Polkadot Vienna
15.09. – REGENSBURG, DNA
16.09. – TBA
17.09. – VOLKACH, Bahnhof
18.09. – SIEGEN, PRIVAT (privatkonzert@tigeryouth.de)
21.09. – TRIER, Miss Marpel’s
22.09. – LUXEMBURG (Lux), Rock Solid
23.09. – KOBLENZ, Freiraum Koblenz
24.09. – METZ (F), La Jehanne
25.09. – SAARBRÜCKEN, Jules Verne
…wird fortgesetzt