Am letzten Mittwoch im September steht mal wieder ein Wechsel der Rheinseite an. Das Gebäude 9 ist allein schon immer eine Reise wert. Wenn dann noch Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen zu Gast ist, stellt sich nicht mehr die Frage, ob man die „Schäl Sick“ betreten sollte. Also rein in die Bahn und rüber.
Sorry vorab für den Rheinseitenaufhänger – die Versöhnung folgt, versprochen. Es ist zwar Herbst, aber die Liegestühle vorm Eingang laden auch heute noch, zum kurzen Verweilen bei kühlen Getränken in entspannter Runde ein. Da ist es nicht schlimm, dass es heute mit etwas Verspätung los geht.
Es ist kurz nach halb neun und die heute auf sieben Köpfe, mit Wolly Düse am Tambourine und einem weiteren Bläser aufgestockte Kölner Band The Moriartees, um Sänger und Drummer Seb Hinkel betreten die Bühne. Sicher und druckvoll legen sie los und hören damit auch gar nicht erst wieder auf. Die Mischung aus Rock´n Roll, Blues und Soul mit stark britischem Arbeiterviertel-Einschlag bringt schon früh die Meute auf Temperatur. So eingestimmt geht es in die kurze Umbaupause. Liegestuhl, Drink, wer mag eine Zigarette?
Dann ist Showtime für die „Liga“. Gestartet wird mit „Jeder auf Erden ist wunderschön“ und bereits früh ist der Funke übergesprungen. So überspringt der ein oder andere das Mitwippen und schaltet direkt in den Tanzmodus. Daß der ehemalige Superpunk Frontman Carsten Friedrichs und seine Mannen exzellente Musiker sind, steht ausser Frage. Durch kleine, manchmal kurze, manchmal längere Anmoderationen der nachfolgenden Stücke beweisen sie auch Showmasterqualitäten. Zum Beispiel geben sie Auskunft darüber, warum Werner Enke, der auch das Bühnenplakat ziert, kein Musiker geworden ist. Dies zieht sich recht lang, wird aber vom Publikum sehr interessiert und in Erwartung des Liedes „Kennst du Werner Enke“ mit Spannung verfolgt. Der Song selber wird dann gefeiert.
Die Mischung aus Nothern-Soul, Rock-Elementen und einer gehörigen Prise Punk und Understatement kommen gut an. Philip Morten Andernachs auf den Punkt gespielte Saxophonparts, in Kombination mit dem Keyboardspiel des Labelchefs Gunther Buskies und der sonoren Stimme Friedrichs, sowie das treibende Zusammenspiel von Bassist Tim Jürgens und Trommler Christoph Kähler lassen beim Publikum keine Wünsche offen.
Zum Ende des Abends kennen alle „Das härteste Mädchen der Stadt“, wissen „You are Great, but People are Shit“, doch „Ein Fremder in der eigenen Stadt“ ist jetzt keiner mehr. Die letzte Zugabe „Allein auf Partys“ muss dann auch noch ohne den mittlerweile wegen eines technischen Defekts ausgefallenen Bass und fast ohne die leicht derangierter Stimme Carsten Friedrichs, mit Unterstützung des Publikums über die Bühne gebracht werden. Für die meisten Anwesenden heisst es am nächsten Morgen „Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“, aber es schmerzt gar nicht mehr die Rheinseite gewechselt zu haben, kann man doch am folgenden Donnerstagabend – und das verbindet die beiden Rheinseiten wieder zu einer Stadt – am kleinen Kölner Freitag versuchen, der „Beste Zechpreller der Stadt“ zu werden.