Der Split der grandiosen The Soundtrack of Our Lives liegt jetzt 4 Jahre zurück. Der Mastermind der Band, Ebbot Lundberg, war in der Zwischenzeit sehr aktiv und arbeitete an musikalischen, wie auch künstlerischen Soloprojekten. Mit seinem Charisma füllte er verschiedene TV-Formate in Schweden (und gelangte so zu größerer, landesweiter Bekanntheit). Zugleich veröffentlichte er in diesem Jahr sein neues Album in der Begleitung der jungen, unverbrauchten The Indigo Children.
Einen ersten Eindruck des musikalischen Live-Potentials dieser recht eigenen, generationsübergreifenden Zusammenarbeit konnte schon im Frühsommer bei einem Warm-Up-Konzert im King Georg erlangt werden. Lundberg erreichte in Begleitung der spielfreudigen Jungspunde ein Niveau, welches er mit der Vorgängerband in den letzten Jahren leider kaum noch abrief. Der diesjährige Auftritt der Sechs im Spiegelzelt auf dem Haldern-Pop fügte sich nahtlos an die Kölner Show an. Heute stoppen sie im Rahmen der offiziellen Tour im Gebäude 9. Für einen Sonntagabend, an dem auch Kommissar Faber mit dem Dortmunder Tatortteam die Nation erfreut, füllt sich das Gebäude gut. Die Vorband Giant Rooks bereitet mit ihrem Folkrock für das schwedische Unikum das Feld und gegen 21:00 Uhr betritt er – wie immer in den letzten Jahren mit Kaftan bekleidet – begleitet von The Indigo Children die Bühne im Gebäude 9. Vom ersten Moment an zieht er mit seinem Charisma, seiner Ausstrahlung und seiner Person die Besucher in den Bann, darüber hinaus strahlen Band und Lundberg aus, dass sie richtig Bock haben, dem Publikum etwas auf die Ohren zu geben.
Hochmotiviert begeben sie sich auf einen Spaziergang durch sein musikalisches Schaffen. Neben aktuellen Stücken aus FOR THE AGES TO COME spielen sie Songs, welche aus der Frühzeit von The Soundtrack of Our Lives stammen und zur Überraschung vieler auch Lieder der für viele skandinavische Bands identitätsstiftenden Union Carbide Productions. Die Indigo Children hauchen den Songs, die teilweise um Jahre älter als sie sind, eine seit Jahren unbekannte Frische und Dynamik ein. Man merkt wie der schwedische Waldschrat durch die Arbeit mit den jungen Musikern richtiggehend aufblüht. Diese neue Energie gelangt unbändig wie beim Ausbruch eines Vulkans an die Oberfläche. Die symbiotische Beziehung zwischen Lundberg und den Musikern zeigt sich in jedem Stück. Zudem weisen The Indigo Children ein Talent auf, was nicht viele Bands in diesem Alter vorweisen. Sie spielen die Stücke der erwähnten Bands nicht wie eine Coverversion, sondern nutzen die vorhandenen Songstrukturen und erweitern sie um ihre eigene Note. Bei „Second life repaly“ und „Mantra Slider“ von The Soundtrack of Our Lives tritt dieses Talent so offensichtlich zu Tage, dass es verwundert wie großartig die Songs klingen, wenn frisches Herzblut und neue Emotionalität in sie einfließen. Das Charisma von Lundberg unterstreicht dabei diese Wahrnehmung. „Grand Canaria“ ist lange nicht mehr so enthusiastisch und lebendig auf die Bühne gebracht worden wie an diesem Abend. Davor ist der Hut zu ziehen. Den Höhepunkt des Konzertes, bilden allerdings eindeutig die Neuinterpretationen der von Lundberg für Union Cabride Productions geschriebenen Songs. „Chameleon Ride“ und „Glad to have you back“ hören sich so schroff und ungehobelt wie auf den Alben an, die Ende der 80iger und Anfang der 90iger Jahre veröffentlicht wurden. Die Indigo Children spielen ein unglaubliches Brett und versetzen das Publikum mit ihrem Sound in einen skandinavischen Garage-Punk-Club zu dieser Zeit. Mit „Golden Age“, dem letzten Song von Union Carbide Productions, erreicht die Band den Höhepunkt der Show. Es ist zu hoffen, dass dieser Song eine Prophezeihung dessen ist, was von Lundberg und den Indigo Children zu erwarten ist. Auch wenn die Musiker in den 20er Jahren auf der Bühne mit dem jetzt 50-jährigem Schweden visuell etwas seltsam wirken, so erschaffen sie eine musikalische Dynamik aus einem Guss. Das ist das entscheidende und es bleibt zu hoffen, dass die fruchtbare Zusammenarbeit eine Wiederholung mit einem neuen Studioalbum erfährt. „To be continued“, der letzte Song auf dem Erstling dieser Zusammenarbeit, lässt darauf schließen.
Der Abend im Gebäude ist sehr, sehr rund und gelungen. Diejenigen, die sich lieber vom Dortmunder Tatort unterhalten lassen oder den Abend anders verbringen, haben einiges verpasst. Dieses Konzert aus dem Gebäude 9 wird es in keiner Mediathek geben, aber es gibt die Möglichkeit, sich die Band während der aktuellen Tour anzusehen. Es lohnt sich uneingeschränkt.
Setlist: For the ages to come/ Winding Waterway/ Chameleon Ride/ Tob e continued/ Grand Canaria/ Instant Repeater/ Glad to have you back/ Golden Age/ Arnold layne/ Don´t blow your mind/ I see forever/ Second life replay// Zugabe: Mantra Slider/ Passover
Ich kann dem Author hier nur zustimmen. Das Konzert in Weinheim war grandios, wenn auch vor viel zu wenig Zuhörern.