Das sich was getan hat bei Heisskalt, merkt man spätenstens am Nightliner, der direkt vor dem Gloria parkt. Auch die Verlegung der Veranstaltung vom Underground in die wesentlich größere Location, spricht dafür das die Arbeit der Band in den letzten Jahren Früchte trägt. Was man auch selten bei deutschen Gitarrenbands sieht, sind die Mengen an Teenagern mit Aufnähern der Band, die scheinbar schon seit dem Nachmittag vor dem Saal im Herzen Kölns ausharren. Dazu kommt diese Aufgekratzheit und Spannung die in der Luft liegt.
Den Anfang machen pünktlich um 20:00 Uhr allerdings Lygo. Buddies, der Hauptband, die durch die Videoveröffentlichung des gemeinsamen Songs „Leben wert“ mit Heisskalt einen Popularitätsschub erfahren haben. Diesen merkt man an dem gut gefüllten Saal und an den Reaktionen der Anwesenden, die über einen Höflichkeitsapplaus weit hinaus gehen. Der Powerpop mit Wechselgesang, zwischen Heiserkeit und Wut, scheint den Nerv der Leute zu treffen. Die Lieder der Drei sind durch den hektischen Gesang der Frontleute geprägt, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dann betreten nach einer kurzen Umbaupause Heisskalt die Bühne und ohne große Anlaufschwierigkeiten kommen Band und Zuschauer auf Betriebstemperatur. Spätestens mit dem zweiten Lied „Still“, in welchem die Zuschauer Sänger Matthias Bloech den Gesang bereits abnehmen, wird klar dass Heisskalt heute ein Heimspiel haben. Die ersten rund 45 Minuten des Auftritts sind eine Mischung aus Liedern ihres Debüts „Vom Stehen und Fallen“ und deren Nachfolgeplatte „Wissen und Wollen“. Dabei werden alle Songs abgefeiert, vielleicht mit einem ersten Höhepunkt bei „Nicht anders gewollt“. Das Publikum frisst Bloech dabei aus den Händen. So reichen ein gehauchtes „Heisskalt“ oder „Köln“, um Applausstürme hervor zu rufen. Der Sänger, der klar heraussticht aus der Band scheint mit seiner bildhaften Sprache, durch das Beschreien der Hoffnungslosigkeit im goldenen Käfig, seinem Auftreten zwischen Punk und Professionalität den Schlüssel zu den Leuten gefunden zu haben. Aber wahrscheinlich sind es auch einfach der bedingungslose Einsatz, den er und vor allem auch der Schlagzeuger an den Tag legen, die den Zuhörern das Gefühl geben an einem einzigartigen Konzerterlebnis teilzunehmen. Auch ein Block mit älteren Liedern wie „Mond“ oder „Dezemberluft“ tun der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil überrascht es, wie die Leute auch hier mitgehen. Ein weiterer Höhepunkt ist neben „Gipfelkreuz“, „Leben Wert“, was mit Lygo vorgetragen wird und scheinbar noch mal das letzte aus allen Beteiligten heraus holt. Irgendwann bildet sich sogar ein Mosh Pit, gibt nicht nur die Band, sondern auch die Leute alles. Gerade als die Stimmung nach „Kaputt“ und der letzten Single „Absorber“ am Siedepunkt ist, beendet die Band das reguläre Set. Sie kommt noch für zwei Zugaben hinaus und entlässt dann die Leute in den warmen Herbstabend. Ein gutes Konzert, einer Band, die zwischen Indie und Mainstream wandelt und sich scheinbar im Moment in letzteren einreiht ohne ihre Wurzeln zu verkaufen.