Am Anfang des Abends steht der Streit, ob das Konzert von Jonah Matranga vor zwei Jahren im Blue Shell nicht fast ausverkauft und das Publikum ein tollwütiger Mob war? Leider versagen bei allen Beteiligten die Erinnerungen. Es bleibt lediglich zu sagen, dass Matranga zu den Musikern gehört, die man leicht hinten runter fallen lässt, die sich durch ihre Stimme, ihr Songwriting und ihre Energie aber um so eindrucksvoller ins Gedächtnis zurückprügeln.
Das Underground II, dieser unwirtliche und gesichtlose Ort, dieser Heizungskeller der Kölner Konzertlandschaft ist einigermaßen gefüllt, wobei sich ein Großteil der Leute auf Stühlen und Bänken fläzt. Mit dem ersten Song, den Matranga fast nur mit Stimme vorträgt, ist der Ort auch vergessen und es wird deutlich – Matranga ist ein Besessener!
Seine Songsauswahl bildet eine Mischung aus New End Original, Onelinedrawing und Far-Klassikern sowie neuen Songs, denen deutlich anzumerken ist, dass sie speziell für die Singer Songwriter Situation geschrieben sind. Ein Konzert zwischen aufgekratztem Entdecken und nostalgischen Erinnern. Zwar bleiben die Höhepunkte die alten Klassiker „Lukewarm“, „Hostages“ oder der Abschlusssong „Mother Mary“, aber gerade die langsameren, neueren Songs hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dazwischen gesellen sich einige Lieder, die wie Blink 182 – Cover wirken („I don’t want to make shit“), aber sie alle überzeugen durch diese positive Energie, die der Ex-Far Frontmann in Gesang und Gitarrenspiel legt. Tänzelnd, schreiend, flüsternd bringt er die Lieder hervor. In den Zwischenansagen merkt man, dass er immer noch ein wenig am Split von Far zu knabbern hat bzw. vielleicht insgesamt an seinem Status. Einerseits steht da die tiefe Verehrung eines interessierten Publikums, die auch an diesem Abend deutlich wird, zum anderen der weitgehende, kommerzielle Nicht-Erfolg. Viele Geschichten und Ansagen beziehen sich auf die alten Zeiten. Doch Matranga ist ein positives Stehaufmännchen und so schwenkt er problemlos über zu neuen Projekten, immer mit einem verschmitzten Lächeln und immer im Wissen, dass er ein Besessener ist und solche Besessenen sucht („I am looking for ein weirodz“). Dazu ist er ein wacher Beobachter, der an der Situation in seiner Heimat doch deutlich zu knabbern hat. Ach ja, ein guter Abend, der deutlich macht, dass Musik so einfach sein kann. Ein überragende Stimme, eine überragende Liebe zu dem was man macht und dabei auch den Spaß nicht vergessen. Lange bleiben die Leute noch bei ihm stehen und lange wird dieser Abend in Erinnerung bleiben.