Festivals sind mehrtägig, laut, staubig und teuer? Das muss nicht sein. Es gibt unweit von Hamburg ein gemütliches, beschauliches Event, wo sich Newcomer aber auch etablierte Singer-/Songwriter, die Klinke in die Hand geben.
In insgesamt sechs Locations gibt es in dem malerischen Ort Stade an einem Abend 21 Konzerte zu bewundern. Die Spielorte können dabei nicht unterschiedlicher sein und reichen von einem Gerichtssaal über Kirche, Seminarturnhalle, Schwedenspeicher bis hin zu einem festlichen Rathaussaal und einem alten Schlachthof. Die Spielorte haben alle ihren Charme und sehen zum Teil durch die alte Bauweise gar nicht so aus, für was sie genutzt werden. Das Festivalprogramm ist sehr deutschlastig, die prominentesten des Abends dürften Judith Holofernes (Sängerin von Wir sind Helden) sowie Andreas Dorau, der den Hit „Fred vom Jupiter“ zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle hatte, sein. Doch eifrige jmc-Leser haben natürlich auch von den Bands Dear Reader, Schrottgrenze und Gurr gehört. Gerade diesen beiden Berlinerinnen wird eine große musikalische Zukunft vorausgesagt. Gut möglich, dass das Duo bald nicht mehr vor so einer kleinen und intimen Kulisse spielt. Der Sound ist auf allen Gigs sehr gut und was besonders freut, ist dass alle Gigs sehr gut besucht sind auch wenn es Christian Kjellvander oder Benne sind, die sich ihr Publikum noch erspielen müssen.
Die schönste Location des Festivals ist aber nach Meinung des Autors die St. Cosmae-Kirche, wo vor allem Enno Bunger aber auch Gisbert zu Knyphausen ihre Glanzpunkte setzen. Enno Bunger verweist bei „Wo bleiben die Beschwerden?“ auch auf den AFD-Parteitag in Köln hin, der zeitgleich stattfindet und zu denen zahlreiche Demos für Toleranz angesetzt sind. In Stade ist sonst das Thema Politik ausgeklammert, hier wollen Männer und Frauen aus allen Altersschichten einen gemütlichen und stressfreien Abend verbringen. Und den bekommen sie auch, denn sie tragen viel dazu bei. Alle wirken entspannt, sind sehr ruhig und gelassen, filmen wenig und überhaupt nicht störend aber machen auch Leuten im Rollstuhl Platz oder lassen kleinere Personen vor. Und so ist der heimliche Star des Abends der Zuschauer, der offen ist auf neue Musik, die auch wenn sie teils melancholisch wirkt, nicht im Widerspruch zu dem lebensbejahenden Gefühl steht, was vom Hanse Song Festival 2017 ausgeht. Wer gegen 23:30 noch nicht genug hat, der nutzt dann die Aftershow-Party, zu der alle Inhaber eines Tickets berechtigt sind.
Wer diesen Ort Stade mal erleben möchte, dem sei das Sommer-Open-Air „Müssen alle mit“-Festival empfohlen, welches am 02.09.17 im Bürgerpark stattfindet und mit Madsen und den Sternen bereits die Headliner nennen kann.
Aber auch das 7. Hanse Song Festival ist bereits auf den 28.04.2018 terminiert und Tickets sind zum Frühbucherpreis von 32,00 € bereits erhältlich.
(jr)