Maximo Park – Risk to Exist
Der Hype? Eine lang verblichene Erinnerung! Die Kopfbedeckung? Immer noch da! Das Talent? Nie weggewesen. Auf RISK TO EXIST konservieren sich Maximo Park auf gutem – nicht sehr gutem Niveau.
Die 2005er Klasse -vielleicht einerseits das letzte Aufbäumen des klassischen Indierocks der klischeebeladenen Jungsband, die noch auf die gute, alte Gitarre vertrauen, ihr Ding noch ohne Synthies und künstliche Sounds durchzogen. Andererseits auch der Zeitpunkt, wo bereits mehr die Tanzfläche in den Fokus rückte als der Moshpit vor der Bühne. Neben Bloc Party waren Maximo Park sicherlich der aufregendste Act dieser Zeit und sind mit erstgenannten in künstlerischer Würde gealtert. Schlaue Texte, hektische Beats und mit Paul Smith einen Sänger der niemlas still steht…äh still stand. Auch die letzte Veröffentlichungen sowie das Soloalbum des Sängers aus dem letzten Jahr waren schon gezeichnet von einer Tempodrosselung, aber immer noch mit diesem Händchen – zumindest punktuell – für Melodien und Hooks, für die anderen töten würden.
Auch RISK TO EXIST geht vielversprechend los mit „What did we do to you to deserve this“. Moderates Diskobeattempo mit einem brüchig einsetzenden Gitarrebreak an der richtigen Stelle und einer Melodie, die auch man auch noch mitsummt, wenn man wieder bertrunken auf dem Pissoir seines Vertrauens hängt. Ja, und trotz des verschleppten Tempos irgendwie tanzbar. Das gleiche Muster wiederholt sich auf den vielversprechenden Tracks des Albums immer wieder. Sei es auf What Equals Love?“, dem stark 80ties angehauchten „I’ll be around“ oder „Work and then Wait“, dessen Pixiesgitarre im Intro, direkt einen hohen Wiedererkennungswert gibt. Der Höhepunkt ist das folgende „The Hero“, in dem die Band die Beatsdichte in die Höhe schnellen läßt. Eigentlich alles sehr vielversprechend und erinnert in Teilen an die Experimentierfreude von Paul Smiths Soloalbum CONTRADICTIONS. Leider verliert die Platte immer wieder den Schwung. Songs wie „Get High (No, I Don´t)“ verlieren sich in schleppenden, monotonen Strukturen ohne Tempowechsel. Die Band scheint sich bei den Songs – gerade im abschließenden Drittel – über die Zielllinie zu quälen, während der hektische Gesang von Smith ein wenig konträr zu dem ganzen läuft und er wie ein Mittelstürmer in der Luft hängt, der vom Rest der Mannschaft abgeschnitten ist. So funktioniert RISK TO EXIST am besten da, wo die gesamte Band Ihr Tempo aufeinander abstimmt, sie Mut zu kleinen Soundexperimenten beweist und den oft dominaten Bass etwas hinter Keyboards und Gitarren zurücktreten läßt. Smiths Texte sind dabei die gewohnt, mal mehr oder weniger scharfen, zynischen Alltagsbeoachtungen, die das Sahnehäubchen sind. So wird die Platte insgesamt doch zu einem – wenn nicht bleibenden – jedoch temporär befridigenden Erlebnis. Altern in Würde!
VÖ: 21.April 2017, Cooking Vinyl, http://maximopark.com/
Ohr d’Oeuvre: The Hero / Work and Wait/ What Equals Love
Gesamteindruck: 6,5/10
Tracklist: What did we do to you zo deserve this / Get high (No I Don’t)/ What Equals Love/ Risk to exist/ I’ll be around/ Work and Wait/ The Hero/ The reason I am here/ Make what you can/ respond to the feeling/ alchemy
(pd)
Little Cub – Still Life
Nochmal Poppoeten, Oscar Wilde Fans und Romantiker. Nur gelten Little Cub gerade als der „heiße Scheiß“ in London. Mit STILL LIFE geben sie ein erstes, vielversprechendes Signal an die Welt da draußen.
Die Geschichte des englischen Trios ist eine des Suchens und Findens, vom Verlassen und Heimkehren. So liegen die Wurzeln der Synthiepopband im Londoner Vorort Dorking, von dem es ein Drittel in die Ferne verschlug, da es in der Trabantenstadt nichts gab, was einen hielt. Eine tausendmal erzählte Geschichte mit einer merkwürdigen, für die Band glücklichen Wendung. Während zwei Drittel mit ihrem Sound kämpften und sich nicht entscheiden konnten zwischen Indieschrammelgitarren und der elektronischen Leichtigkeit, drängte es das fehlende Drittel zurück zu den anderen beiden, da er nur bei den beiden seine wahre Inspiration fand. Klingt kitschig? Wird noch kitschiger! Auf STILL LIFE haben sich Little Cub gegen die Gitarren und den Lo Fi und für den moderaten Housesound mit Ambienteinschlägen entschieden. Allerdings standen zuerst die Texte / Gedichte von Dominic Gore, der darin die Trauer um einen Todesfall in der Familie verarbeitete. Um diesen Kern baute die Band die Songs. Demzufolge haben diese nicht nur ungewöhnlich viel Text für Synthiepop, sondern sind auch sehr poetische und ironisch – lustige Betrachtungen auf die Welt und die Zwischenwelten der Menschen.
„I have a dream
of students out there begging in the street
they’re fighting over books like bits of meet
whilst the mentally starved rule over the elite
and ceos
are manning tills and stacking shelves in your tescos
those city boys are suiting up to clean windows
keep your experience I’d rather stay at home.“
(Death of a Football Manager)
Wie gesagt bleibt der Sound meist moderat und unaufgeregt, 80ties Synthiewände legen sich über relativ straighte Housebeats. Ausnahmen sind die etwas rythmischen „Death of a Football Manager“ und „Hypnotize“, was mit seinem Marschrythmus auch Death Cab for Cutie gut gestanden hätte. Sowieso hält die Platte ihre unaufgeregte Qualität ohne langweilig zu werden, was am gekonnten Kombinationsspiel zwischen Synties und Stimme liegt wie im Opener „Too much love“, dem hypnotischen „Closing Time“ oder dem leicht verschleppten „Loveless“. Still Cub sollte man sich merken.
VÖ: 28. April 2017, Domino, https://www.facebook.com/littlecubband/
Ohr d’Oeuvre: Hypnotize / Death of a Football Manager/ Closing Time
Gesamteindruck: 7,5 /10
Tracklist: Too much love /My Nature/Breathing Space/Mulberry/ Death of a Football Manager/ Hypnotise/ Closing Time/ October/ Loveless/ Snow/ Television
(pd)