Single Mothers – Our Pleasure
Schon wieder Kanada. Mal wieder Ontario. Schon wieder auf die 12. Nein es ist nicht Pup. Andrew Thomas ist mit seinem „Projekt“ Single Mothers in neuer Besetzung zurück und gibt auf OUR PLEASURE Nachhilfeunterricht in Sachen Punk.
Manchmal sind es Zufälle, die einen weiter bringen. So einer war wohl auch der Anruf eines Mitarbeiters des Jukasa Studios bei Andrew Thompson, der ihm Studiozeit anbot. Ohne einen einzigen Song, keinem wirklichen Budget und einer nicht mehr kompletten Band nahmen Thompson und Brandon Jagersky (Drums) das Angebot aber sofort an und begaben sich für die Aufnahmen zu OUR PLEASURE wieder ins Studio. Mit Justis Krar (Gitarre) und Ross Miller (Bass) stand nach einigen Telefonaten schon mal die neue Besetzung fest. Als Produzenten holten sich die Vier noch Wade MacNeil von Alexisonfire ins Boot. Es mussten nur noch die Nummern geschrieben werden.
Auf dem Nachfolger von NEGATIVE QUALITIES (2014) versammeln sich 10 Songs, getragen von geballter Wut und unbändigem „angepisst sein“. In einem Interview sagte Thompson mal, er könne sich zwar eine Akkustikgitarre nehmen und seiner Freundin ein Liebeslied schreiben, wenn aber die Möglichkeit besteht seine Wut in eine Mikrofon zu schreien, zieht er diese vor. Und so rotzt und wütet er sich, wenig singend durchs Album. Begleitet vom treibenden Schlagzeug, dem fast nuschelnden Bassspiel und teilweise extrem kantig-fuzzigen Gitarrenläufen mit eingestreuten Disharmonien, die den thematischen Unterbau irgendwo zwischen schwierigen Beziehungen, Geldmangel, künstlerischer Stagnation nochmals fett unterstreichen. Ein weiters sehr gutes Album aus Ontarios Post-Hardcore Punkszene. Kein Album des Jahres, aber ein sehr gelungener Nachfolger.
VÖ: 16. Juni 2017, Big Scary Monsters, https://singlemothersband.bandcamp.com/
Ohr d’Oeuvre: Undercover/ A-Ok/ Leash/ Bolt Cutters
Gesamteindruck: 8/10
Tracklist: Undercover/ High Speed/ Long Distance/ A-Ok/ People Are Pets/ Bile/ Leash/ Well-Wisher/ Rollercoaster/ Bolt Cutters
(gb)
Dark Harbour – Here by the sea
Ohne großes Vorwissen ist uns die erste EP des Berliners Edwin Oberenders a.k.a. Dark Harbour zugeflogen. Die Recherche zur Person und Geschichte bleibt recht dürftig. Was heraus zu bekommen ist: HERE BY THE SEA wurde mit Musikern von Isolation Berlin aufgenommen und auf Martin Hossbachs Label veröffentlicht… so weit – so wenig. Da hilft nur hören und bewerten.
Und das ist auch dringend angeraten. Die EP bleibt sofort und mit Nachdruck im Ohr hängen. HERE BY THE SEA ist ein Faszinosum – einerseits entwickelt Oberender auf der Scheibe einen vollends eigenen Stil, der die dunkle, moll-basierte Seite des Indiepop bedient, andererseits fallen dem Hörer im Verlauf der fünf Songs immer und immer wieder Querverweise zu Bands auf, die sich sehen und hören lassen können. Eine Prise Get Well Soon, ein wenig Sophia, einen Touch Arcade Fire, ein wenig dEUS und viele, viele andere werden zitiert.
HERE BY THE SEA ist eine EP, die schon heute Lust auf ein komplettes Album macht. Die fünf Songs sind wunderschön arrangiert und instrumentiert. Gitarre, Schlagzeug und Bass untermalen die ruhig – charismatische Stimme von Oberender perfekt. Abgerunded wird das Arrangement von Streichern und Piano. Alles wirkt wie aus einem Guss und dieser Flow zieht sich durch jeden Track. Es empfiehlt sich die EP als ganzes anzuhören. Wenn denn einzelne Songs besonders hervorgehoben werden sollten, wären das „Here in the dark“ und „A Smell of home“.
Dark Harbour haben das Feld bestellt. Es ist zu hoffen, dass die Saat aufgeht. Zu wünschen wäre es Ihnen. Das Video zu „Demons“ – ein kleines Highlight in Bildern – untermauert diesen Wunsch.
VÖ: 02. Jnui 2017, Martin Hossbach
Ohr d’Oeuvre: Demons/ Here in the dark/ A smell of home
Gesamteindruck: 8,0 /10
Tracklist: Demons/ Here in the dark/ Here by the sea/ Here by the sea (continued)/ A smell of home
(kof)