For The Win – HEAVY THOUGHTS
Die neue Platte der Hardcore-Pop-Punk Band For The Win klingt ein bisschen wie eine Fusion von A Day to Remember und Neck Deep. Nach einer ersten EP 2012 und ihrem Debütalbum MORE THAN YOU KNOW 2014 folgt nun, drei Jahre später, ein zweites Album. Vielleicht könnte dieses ihnen sogar den Durchbruch bringen. HEAVY THOUGHTS kommt auf alle Fälle ein gutes Stück lauter, härter, dunkler und besser als bisher gewohnt daher.
„This is a song for the beat and the broken“ stellt der druckvolle Opener „Us versus Them“ klar. Durchaus passend zu den dunkleren Texten und Themen, die For The Win auf dem passend betitelten HEAVY THOUGHTS ansprechen.
Die Jungs aus San Diego offenbaren mit HEAVY THOUGHTS eine Vielseitigkeit, die es so auf MORE THAN YOU KNOW noch nicht gegeben hat. Während Letzteres ein, man möchte beinahe sagen, monotones mit Gitarren und eingängigen Gesangsmelodien überladenes Pop-Punk-Album war, wie es sie zu Hunderten gibt, zeigt HEAVY THOUGHTS viele neue Facetten der Band. So zum Beispiel „Weight of the World“ und „Nowhere to Run“, die eher aus der Hardcore-Richtung kommen. Ganz in Neck Deep-Manier kommt dagegen die Akustiknummer „Until the End of Time“ daher. Generell haben For The Win für das neue Album eine instrumentale Entschlackungskur durchgezogen, die ihrem Sound äußerst zu Gute kommt. Die sehr an die Pop-Punk Urgesteine Blink-182 angelehnten Gesangsmelodien sind ebenfalls innovativeren, ausgefeilteren Melodien gewichen. In Kombination mit den klüger arrangierten instrumentalen Parts und zwischendurch immer wieder sehr geilen Riffs verleiht all das den Songs eine neue Tiefe, die oft – wenn auch nicht konsequent – der dem Pop-Punk anhaftenden Eintönig- oder Gleichtönigkeit entkommt. Mit HEAVY THOUGHTS haben For The Win ihren eigenen Sound etabliert, der im Gedächtnis bleibt und gespannt auf mehr macht.
VÖ: 25.August 2017, Victory Records, http://www.victoryrecords.com/forthewin
Ohr d’Oeuvre: Us versus Them/ Weight of the World/ Until the End of Time
Gesamteindruck: 8,0/10
Tracklist: Us versus Them/ G Series/ All or Nothing/ The Weight of the World/ Nowhere to Run/ Dancing Shoes/ How Can I (get back to you)/ Heavy Thoughts/ Crash and Burn/ Until the End of Time
(rl)
Grizzly Bear – Painted Ruins
Um die New Yorker Indie-Band blieb es nach der Veröffentlichung von SHIELDS in den letzten Jahren sehr ruhig. Das ausgiebige Touren zu dem bis dahin erfolgreichsten Album zollte bei den Mitgliedern seinen Tribut. Sie legten nach der intensiven Phase, die fast zur totalen Erschöpfung führte, eine Pause ein. Diese Zeit war absolut von Nöten. Jedes Bandmitglied setzte sich in der Zeit bewusst mit sich selber auseinander, sammelte neue Einflüsse und Erfahrungen. Dieses Vorgehen war der richtige Weg, wie sich beim Hören des fünften Albums PAINTED RUINS herausstellt.
Das Album überzeugt voll und ist in einer Reihe mit dem zuvor erwähnten SHIELDS wie auch dessen Vorgänger VECKATIMEST zu sehen. Ihre eingenommene Position als Speerspitze der so genannten „New Weird American“ zu verteidigen, gelingt Grizzly Bear mit PAINTED RUINS problemlos. Auf dem Album befinden sich wunderbare, verschroben arrangierte Popperlen, die mit ihren Folk- wie auch Rockelementen trotz der teilweise komplexen Songstrukturen glänzen. Der Spannungsbogen aus wunderbaren Melodien in Kombination mit nerdig-verkopften Elementen wird perfekt eingehalten und trägt über die ganze Albumlänge den psychedelisch einprägend gemischten Gesang der beiden Songwriter Daniel Rossen und Ed Droste.
Trotz der Komplexität in ihren Arrangements und Strukturen entwickeln die elf Stücke eine eigentümliche Eingängikeit, die den Zuhörer sofort einfängt. Die Songs laden mehr und mehr zum Mitsummen, Mitwippen und Mitgehen ein. Dieses ist das eigentliche Paradoxon an PAINTED RUINS! Aber wie schon bei den vorherigen Alben schafft es die Band diesen Spagat zwischen Songwriting, eigenem Anspruch wie auch den Erwartungen der Hörer vollends zu erfüllen. Zudem ist die Reihenfolge der Songs auf dem Album wie aus einem Guss und es entwickelt – wie jeder einzelne Song – einen Spannungsbogen mit überraschenden Momenten. Es macht zusehends Spaß PAINTED RUINS zu hören.
Einige Stücke sind dem Hörer besonders ans Herz zu legen. Die Singleauskopplung „Morning Sounds“ fasst den erwähnten Spannungsbogen zwischen Komplexität, Eingängigkeit wie auch Mitwippen in einem zusammen und weist zudem einen gewissen Hitcharakter auf. Der Songs „Losing All Sense“ verbindet rockige Gitarrenriffs mit psychedelisch-folkigen Elementen und lässt den Hörer in andere Sphären abdriften. Wohingegen sich „Neighbours“ als Popperle mit epischen, hymnischen, ruhigen und auch verschroben-verspielten Seiten zeigt, welche die Facetten der Band in seinem Spektrum zusammenfasst.
Mit PAINTED RUINS überzeugen Grizzly Bear auf ganzer Linie und offenbaren ihre Vielseitigkeit. Auf dem Album finden sich sowohl alte Fans erster Stunde wieder (die vielleicht eine Single in Form von „Southern Point“ von der VECKATIMEST missen werden), aber auch Neulinge haben dadurch die Möglichkeit einen Zugang zu alten Alben finden und diese im Nachgang mit Freude zu hören.
VÖ: 18.08.2017, RCA-Records, http://grizzly-bear.net/
Ohr d’Oeuvre: Mourning Sound/ Losing all sense/ Neighbors
Gesamteindruck: 8,5 /10
Tracklist: Wasted Acres/ Mourning Sound/ Four Cypresses/ Three Rings/ Losing All Sense/ Aquarian/ Cut-Out/ Glass Hillside/ Neighbors/ Systole/ Sky Took Hold
(kof)