am 6.12.2017 im Gebäude 9
Am vergangenen Mittwoch hatten Nikolaus und Knecht Ruprecht aka King Kalk Booking und das Gebäude 9 ein ganz besonderes Geschenk für Köln im Sack. Mit den Londonern Shame, eine Vorband, die eigentlich keine mehr ist und Gurr hatten sie zwei heisse Anwärter für den Top-Act 2017 auf die andere Rheinseite geholt.
„Wo fahrt ihr denn hin?“ – „Auf ein Konzert.“ – „Ach zu den Hosen.“ – „Was?! Ne! Zu Shame und Gurr.“ – „Kenn ich nicht!“ So ungefähr ein Gesprächsverlauf in der Strassenbahn beim Überqueren der Rheinbrücke. An der Lanxess Arena trennt sich dann die Spreu vom Weizen. „Grüsse an Campino.“ – „Wen? Kenn ich nicht!“ – „Egal.“
Kurze Zeit später ist es dann da, dieses Gefühl von Zuhause, wenn man in die Einfahrt zum Gebäude 9 biegt. Am Backstage Eingang stehen, rauchend die Jungs von Shame und wirken noch wie verschmitzte Teenies, die nicht bei ihrer heimlichen Kippe erwischt werden wollen. Was ein trügerisches Bild, denn kaum stehen die fünf Briten auf der Bühne, gibt es kein Halten mehr. Am recht vollen Raum merkt man auch, dass einige Gäste schon wegen der fünf Inselbwohner früher gekommen sind. Erinnerungen an Idles, Fat White Family mit nem Schuss Joy Division werden wach, roh, asozial frech und very britisch klingt das Ganze. Und jetzt wirken die Teenies von draußen nicht mehr klein. Sie nehmen die Bühne komplett für sich und ihre Show in Anspruch. Es ist nicht nur Sänger und Rampensau Charlie Steen, ab Song 3 oben ohne, der da „wenig“ gepflegt (I´m not much to look at and I´m not much to hear…) die Sau raus lässt. Jeden Ton treffend wirbelt die gesamte Band hinter ihm herum. Bis zu dem Moment, wo der Bassist dem Gitarristen eine mit seinem Instrument verbrät. Kurz danach ist für heute Schluss. Aber irgendwie passt das. Auch, dass sie danach wieder draußen, fast heimlich in der Raucherecke rumlungern. Auf ihrer Tour zum im Januar erscheinenden Album werden sie vom heutigen Headliner Gurr supportet. So geht das unter Freunden.
Liest man die Liste der Shows und Festivals, die Gurr allein in den letzten Monaten in England, Frankreich, Deutschland oder als Vorband für Kraftklub, Jimmy Eat World und Kakkmaddafakka gespielt haben, ist das schon extrem beachtlich. Man spürt schon bei ihrem ersten Song („Atemlos“) den Spass, die Freundschaft, die Andreya Casablanca und Laura Lee nicht nur auf der Bühne verbindet. Im „Sportsprech“ wäre das „ein sehr spielfreudiges, gut eingespieltes Team“ und so ist das auch. Von Beginn an hauen die beiden Mädels zusammen mit Bassistin und Drummer ihren „Gurragen-Sound“ in die Halle. Das klingt nach rotzigem Berlin, nach kalifornischer Garage und britischem NewWave mit einer Prise Punk, energiegeladen, auf den Punkt und unfassbar charmant im Vortrag. Nicht aufgesetzt, direkt und persönlich sind auch die Ansagen ans Publikum. Die Info vom ersten Biertrinken ohne Schmerzen nach einer Blasenentzündung passt da genauso ins Bild, wie die Aufteilung des Saals in Gurr, sorry Blur und Oasis Fans, oder die Aufforderungen an alle Mädels zu „Rollerskate“ ganz nach vorn zu kommen. Den Drummer von Shame holen Gurr gar als besten Tambourine Spieler Englands auf die Bühne. Da wächst was zusammen für die kommenden Shows. Nach 16 Songs folgen mit „No New Friends“ und einem „Helter Skelter“ Cover noch zwei Zugaben. Gurr! Aber vorbei ist der Abend damit noch nicht und man merkt schnell, dass sich alle – Bands wie Publikum – im Gebäude 9 zuhause fühlen. Im Vorraum und am Merchstand, wird fleissig und direkt bei der Band(!) gekauft, miteinander gequatscht und weiter getrunken. Ein rundum gelungener Nikolaus Abend im Lieblingsladen auf der Schäl Sick. Wie es der Spreu, oder dem Weizen (?!) in der Arena ergangen ist, konnte auf der Rückfahrt nicht mehr eindeutig geklärt werden. Der Nikolaus jedenfalls hat sich Shame und Gurr angesehen.
Veranstalter: kingkalkbooking.cologne
Gurr Links
https://gurrband.bandcamp.com
https://www.facebook.com/Gurrband/
Shame Links
https://www.facebook.com/shamebanduk/