The Go Team – Semicircle
Eigentlich müssten die Engländer von den ´The Go! Team der feuchte Traum von jedem Musikhörer sein. Seit Ihrem Debüt THUNDER, LIGHTNING, STRIKE aus dem Jahr 2004 sampeln sie einen mitreißenden Mash Up Sound aus 70ties Soul, Big beat, Hip Hop und Indierock zusammen, der wie die Jackson 5 auf Speed klingt.
Auch auf ihrem fünften Album SEMICIRCLE zeigen sie keine Verschleiß- oder Abnutzungserscheinungen, stattdessen geben sie ihrem Sound einige neue Komponenten dazu, welche diesen noch variantenreicher und vor allem noch positiv-verrückter klingen lassen. So gab Mastermind Ian Porter bekannt, dass SEMICIRCLE wie eine durchgedrehte Marching Band klingeln sollte. Und das tut das Album, gerade am Anfang, freilich wie eine durchgedrehte und hochgepitchte Marching Band. Bläsersektionen wechseln sich mit dem The Go! Team typischen Cheerleader Gesang ab, die Base Drums entwickeln einen unheimlichen Kick und die Songs entwickeln diesen typischen Mittelstufenparty -Begeisterungsvibe, der die Band so sympathisch und leicht wirken läßt. Durch den dezent mit Patina überzogenen Highschool Stil weht ab und an auch ein etwas nostalgischer Sound durch das Album. Ein Hauch, der an saubere Vorstädte erinnert, durch die die uniformierte Band marschiert und unaufhörlich die Leute aus den Häusern treiben will. Die Auskoppelung „Semicircle“ mit ihren leichten Calypsoanleihen, „Chain link fence“ mit seiner unendlich – melancholischen Trompete sowie „The Answer’s No-Now what is the Question“ treiben diesen leicht nostalgischen Tanzmix auf die Spitze. Gegen Ende ändert sich der Sound von SEMICIRCLE, wabert etwas dem Hip Hop entgegen wie in „Tangerine, Satsuma, Clementien“, was auch Salt and Pepper gut gestanden hätte. Leider geht auch der Schwung aus den Songs etwas verloren. Egal, SEMICIRCLE ist ein lupenreines The Go! Team Album, was die positiven Vibes in jedem nachhaltig stimulieren sollte.
VÖ: 19.Januar 2018, Memphis Industries, https://thegoteam.co.uk/
Ohr d’Oeuvre: Chain link Circle / Get into yours/ I’m now
Gesamteindruck: 7,5/10
Tracklist: Mayday/ Chain link fence/ Hey/ The answer’s is No- Now what’s the question/ Chico’s radical decade/ All the way live/ If there’s only one thing you should know/ Tangerine / Satsuma / Clementine/ She’s got guns/ Plans are like a dream u organise/ Getting back up
Black Rebel Motorcycle Club – Wrong Creatures
Der Motorradclub aus Kalifornien hat sich wieder in seine Lederjacken geschmissen und ist mit seinem achten Studioalbum WRONG CREATURES wieder auf den Straßen des Indie-Garage-Psychodelic-Rocks unterwegs.
Schwere Zeiten hat der Black Rebel Motorcycle Club (BRMC) hinter sich. Die Schlagzeugerin Leah Shapiro musste sich überraschend einer Gehirnoperation unterziehen – überstand diese jedoch zum Glück gut und so begannen mit neuem Arbeitseifer kurze Zeit nach der Genesung von Shapiro die Aufnahmen für das nun achte Studioalbum der Kalifornier.
Das Ergebnis ist vier Jahre nach dem letzten Tonträger SPECTER AT THE FEAST wahrlich gelungen. Der BRMC liefert ein Album, dass zwar nicht mehr ganz so folkig und rau, aber genauso düster, cool und rockig ist wie eh und je. Psychedelische, melodisch-flirrende Gitarrenklänge, Basslines die die Knochen durchdringen und ein Schlagzeug das stoisch Lied um Lied vorantreibt ziehen sich durch das gesamte Album. Und in diese Stimmung passt auch, dass sich der BRMC für ein schauriges Intro („Off“) entscheidet, welches den Hörer direkt auf die nächsten 59 Minuten Spielzeit einstimmt. Das folgende „Spook“, „Little thing gone wild“ und auch das spätere „Carried from the start“ sind klassiche Songs, in deren Venen unverkennbar das Benzin des Motorradclubs fließt. Weniger aufregend, aber umso stimmungsvoller ist das düster hypnotische und knapp sechsminütige „Haunt“. Ungewohnt poppig und süß geht es mit „Echo“ und „Ninth Configuration“ weiter. Der vorläufige Höhepunkt des Albums wird mit dem atmosphärischen, dunkel und geheimnisvoll rumpelnden „Calling them all away“ erreicht. Fast wie die düsteren und cooleren U2 klingen die Kalifornier hier. Musikalisch reizvoll – zurückgenommener, bluesrockig mit Orgelsounds – aber eher ungewohnt fügen sich die Exoten „King of bones“ und „Circus Bazooko“ trotzdem bestens in die Liedabfolge ein. Beginnend mit Piano steigert sich „All rise“ in ein gewaltiges und tosendes Crescendo und schließt das Album eindrucksvoll.
Nicht ganz so wild und progressiv, aber durchgängig stimmig präsentiert sich WRONG CREATURES. Kaum jemand schafft es besser diese düster dichten, atmosphärische Shoegaze-Gitarrenmelodien zu beschwören als die coolen Rocker des Black Rebel Motorcycle Club.
VÖ: 12. Januar 2018, PIAS, http://www.blackrebelmotorcycleclub.com/
Ohr d’Oeuvre: Calling them all away, Circus Bazooko, Carried from the start
Gesamteindruck: 8,0/ 10
Tracklist: Off/ Spook/ King of bones/ Haunt/ Echo/ Ninth configuration/ Question of faith/ Calling them all away/ Little thing gone wild/ Circus Bazooko/ Carried from the start/ All rise
(ml)