Franz Ferdinand – Always Ascending
Alles bleibt beim Alten. Trotz neuer Besetzung. Der Gitarren-, Keybord und Backing Vocal Verantwortliche und „unser Mann in FRANZ FERDINAND“ („unser Mann“ – weil in nahezu jedem deutschen Text gedroppt wird, dass er in Bayern aufgewachsen ist –so auch hier natürlich) Nick McCarthy hat sich ins Private verabschiedet. Seine Aufgaben teilen sich jetzt direkt zwei Neue: Dino Bardot (Gitarre / Backing Vocals) und Julian Corrie aka Miaoux Miaoux (Keyboard / Backing Vocals).
Der erste Track, der auch als Vorabsingle gewählt wurde, ist eine dieser typischen Franz Ferdinand Nummern, die es leider seit der zweiten Platte ohne Ende gibt: klingt beim ersten Anhören nach produktionstechnisch unfassbar aufgeblasener, richtig dicker Dancebombe, die den größten Club zerdeppern könnte. Also zumindest in der Fantasie eines A&R-Managers, wie man ihn aus dem John Niven Buch „Kill your idols“ kennt. In der Praxis funktioniert der Song, aufgrund all des Bombastes, dann selbstverständlich überhaupt nicht. Da legt die/der smarte Indie-DJane/DJ, wenn sie/er auf Nummer sicher gehen will, immer noch besser einen Track vom 2004er Debüt auf. Oder das zweite Stück „Lazy boy“, einer sehr gelungenen dadaistischen Diskohommage mit schneidenden Gitarrenriffs. Beim anschließenden „Paper cages“ deutet sich bereits an, was sich im fabelhaften Track „Lois Lane“ dann endgültig bestätigt: so fette und tiefe Bassläufe hatte bisher noch keine Franz Ferdinand Produktion.
Der öffentlichkeitsscheue Produzent Philippe Zdar, der auch schon das Meisterwerk „Wolfgang Amadeus Phoenix“ betreute, hat ganze Arbeit geleistet. Die Zusammenarbeit mit SPARKS macht sich ebenfalls sehr positiv im Songwriting bemerkbar. Sänger Alex Kapranos spricht von ganz anderen Einflüssen. Neben der musikalischen Inspiration der 1971er Rizitika-LP des griechischen Komponisten Yiannis Markopoulos, hat man eigentlich nur Tarka Dal (ein indisches Linsengericht), McEwans Export (schottisches Ale) und Ketamin (amerikanisches Wellness Produkt) benötigt. Wenn Alex Kapranos Livegesang doch so gut wäre, wie seine Scherze…
VÖ: 09. Februar 2018, Domino Records (Goodtogo), http://franzferdinand.com/
Ohr d’Oeuvre: Paper Cages / Lois Lane
Gesamteindruck: 7,5/10
Tracklist: Always Ascending / Lazy Boy / Paper cages / Finally / The Academy Award / Lois Lane / Huck And Jim / Glimpse Of Love / Feel The Love Go /Slow Don’t Kill Me Slow
(bk)
Dashboard Confessionel – Crooked Shadow
Nach einer längeren Funkstille, meldet sich die „letzte große Emo-Superband“ Dashboard Confessional mit CROOKED SHADOWS zurück. Lässt die Bewerbung schlimmstes befürchten, bleibt hinterher nur eine Träne im Knopfloch zurück.
Ich gebe zu, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war in den letzten Jahren immer, was macht eigentlich Chris Carrabba heute? Nicht nur, dass die Debütplatte THE MOON IS DOWN seiner alten Band Further seems Forever immer noch eine der peinlichen Lieblingsplatten ist und die darauf folgende On-Off Beziehung zwischen Sänger und Band toll zu verfolgen war. Nein, auch war da immer diese Faszination für den Typen Carraba, einerseits im Mainstreamkontext von Serienmusiken wie O.C. California zu funktionieren und andererseits trotzdem noch seine Credibility als Emo-Rolemodel zu erfüllen. Gut, da war immer seine besondere Fähigkeit für einnehmendes Songwriting und nicht zuletzt seine Stimme, die im ersten Moment beliebig wirkt und im zweiten trotzdem immer wieder erkannt wird.
CROOKED SHADOWS fängt recht vielsprechend mit „We Fight“ an, wo Carraba sein Wesen als Songwriter reflektiert. Musikalisch bewegt sich der Song zwischen relativ glattproduziertem Gitarrenrock und aufpolierten Elektroindie. Ähnlich funktioniert das folgende „Catch you“, was mit seinem Refrain mitzureißen weiß. Sowieso dominieren die elektronischen Elemente den Großteil der Songs, während die analoge, organische Seite von Carrabas relativ weit in den Hintergrund rückt. Einerseits eine klare Weiterentwicklung des eigenen musikalischen Horizonts, anderseits ein klarer Schritt Richtung Mainstream, wirken doch einige Songs wie ein elektrifizierte Bon Jovi Kopie. Die Pathosgrenze wird teilweise böse überschritten wie in „Open my eyes“ oder „Catch you“.
Das man trotzdem einen Zugang zu CROOKED SHADOWS findet und am Ende versöhnlich lächelt, liegt dann doch an der Stimme, die einen angenehm einlullt in Songs wie dem Titeltrack oder das folkige „Heart Beat here“ was an The Stereo erinnert. Man bleibt zwiespältig zwischen dem Emoposterboy und Mainstreamrockstar zurück und legt nochmal THE MOON IS DOWN auf.
VÖ: 09.Feburar 2018, Warner, http://www.dashboardconfessional.com/
Ohr d’Oeuvre: WeFight / Catch you/ Crooked Shadows
Gesamteindruck: 6,0/10
Tracklist: We fight/ Catch you/ About us/ Heart Beat Here/ Belong/ Crooked Shadows/ Open my Eyes/ Be Alright/ Just what to say
(pd)