Muffin – MUFFIN
Der Grunge hat kürzlich wohl eine kleine Reise von Seattle, USA nach Leeds, UK unternommen. Muffin heißen ihn außerdem mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP in der Gegenwart willkommen.
Das 2016 gegründete Quintett zeigt deutlich die DNA von solchen Giganten des Genres wie Nirvana. Gleichzeitig erweitern sie den 90er-Jahre Grunge um Elemente aus dem Alternative-Rock etwa im Stil der Queens of the Stone Age. Und das funktioniert wahnsinnig gut. Ein schwerer, basslastiger Sound, dynamische Tempiwechsel und scheppernde Gitarren treffen auf tanzbare, hymnische Refrains. Durch die vier Songs der EP zieht sich eine Grundspannung zwischen melodischen Refrains und getragenen, von Disharmonien und ungeraden Takten geprägten Strophen. Ebenfalls an Nirvana erinnert die gesellschaftsablehnende Haltung, die in den Lyrics transportiert wird: “You’re all just parasites./ Be my friend?/ No No No!” (“Welcome to the Modern Age”).
Scheint, als hätte man sich in England vorgenommen, sämtliche Spielarten des Rock weiterzuentwickeln. Neben Shame und den Black Foxxes sollte man auch diese fünf jungen Briten im Auge behalten. Sie stehen gerade erst am Anfang.
VÖ: 09. März 2018, HighvioletPR, https://www.whatismuffin.com
Ohr d’Oeuvre: Miss Direction/ Welcome to the Modern Age
Gesamteindruck: 8,0/10
Tracklist: Miss Direction/ Welcome to the Modern Age/ Filter Me/ False Profit
(rl)
Albert Luxus – Tea TimeHoney
Es gibt ja dieses Schimpfwort der „intelligenten Popmusik“. Eigentlich ein Gegensatz an sich, lebt doch Popmusik von den Emotionen, die auch gerne mal etwas einfacher und direkter ausfallen können. Sinn macht diese Umschreibung aber, in den Fällen, wo es Künstler schaffen, Emotionen anzusprechen und das Ganze mit einer faszinierenden Klangwelt zu verbinden, welche die Fähigkeit entwickelt auch noch nach dem dritten Hören den Konsumenten in ihren Bann zu ziehen.
Folgender Fall ist die neue EP TEA TIME HONEY des Kölner Duos Albert Luxus. Nach Zwischenstationen bei den wunderbaren Indieelektronikern von When People had Computers und den Surf Sound Fetischisten von Wellness, finden Matthias Sänger und Andreas Kiwitt wieder zusammen und legen eine wunderschöne EP voll deutschsprachigem Pop mit leichtem, nostalgischen 50ties – Touch vor. Albert Luxus knüpfen damit an ihre zwei veröffentlichten LPs von vor 2011 an und legen zugleich die ersten deutschsprachigen Stücke vor.
Ein Genuss für alle Freunde von Bands wie Erdmöbel oder Die Höchste Eisenbahn, vertonen die beiden doch in einer vielschichtigen Bildersprache, die gute, alte Boy meets Girl Story auf Basis eines vielschichtigen Soundgebildes. Neben den Indieelementen, werden Surfgitarren ebenso wie leichte Jazzanleihen integriert, eine Collage, ein Mix, dem man die vielen Studiodetails anmerkt, der zum Glück aber nie den Blick für das Ganze, für das Funktionieren des Songs verliert. Die beiden vergessen eben nicht den Pop, versäumen es nicht einen Hit zu schreiben. So entwickeln Songs wie „Komm Skip mal “ und „Benzin oder Diesel“ eine hypnotische Kraft, die den Hörer in die komplexe Bilderwelt hinabzieht. Eine bestechende, melancholische Leichtigkeit, wie eine Spätsommerromanze durchzieht die ganze Platte, die jetzt schon Lust auf viel mehr macht.
VÖ: 09. März 2018, Backseat, https://www.facebook.com/Luxusuxus/
Ohr d’Oeuvre: Komm Skip mal/Benzin oderDiesel.
Gesamteindruck: 8,5/10
Tracklist: R12 Liebe/Komm Skip mal/Tea Time Honey/ Sommer/Benzin oder Diesel
(pd)