Afterpartees – Life Is Easy
21.09.2016, Hamburg, Reeperbahnfestival, Grüner Jäger: Von der Decke tropft der Schweiß, der Laden ist rappelvoll. Auf der Bühne stehen ein paar Jungs aus den Niederlanden und spielen sich die Seele aus dem Leib. „Euch behalte ich im Auge“ verspricht man sich und diesen Newcomern im Rausch von Alkohol und körperlicher Anstrengung. Zwei Jahre später veröffentlichen die AFTERPARTEES nach „Glitter Wizard“ (2015) und zahlreichen Festivalauftritten (u.a. Best Kept Secret, Pinkpop) ihr zweites Studioalbum und der Autor dieses Textes folgt seinem Versprechen und wirft ein Auge darauf.
Die AFTERPARTEES, das sind Niek, Sjors, Youri, Jesse und Bas irgendwo aus der holländischen Provinz um Limburg. Auf Ihrer Homepage wird kurzerhand die Heimatregion zum Sunshinestate verklärt. Kalifornisch sommerlich klingt ja schließlich auch die Musik der Band, irgendwo zwischen Garagenrock der 70er und gitarrenlastigem Indiepop.
Life is easy ist ein gefälliges Album, dass weniger durch einzelne Songs zu glänzen weiß, als durch seinen durchweg positiven Gesamteindruck. Nichts bleibt wirklich hängen, außer dem guten Gefühl und der Lust auf Sommer wenn das letzte Lied „Let’s Talk It Over“ im Stimmengewirr und Radiorauschen endet. Davor hat man elf frische, unverbrauchte und authentische Stücke Rock’n’Roll hören dürfen, die sich irgendwo zwischen den frühen Mando Diao („Life is easy“) und Indiepop-Einmaleins („Speedboat“) einpegeln.
Trotz unaufregender Studioarbeit werden die AFTERPARTEES auf ihrer kleinen Deutschlandtour im Mai 2018 mit aufregender Live-Performance inklusiver zuckender Mick-Jagger-Tanzeinlagen des Frontsängers zu begeistern wissen.
VÖ: 16. März 2018, Excelsior Recordings, http://afterpartees.com/
Ohr d’Oeuvre: Ultimate Worriers, Speedboat, Life is easy
Gesamteindruck: 7,0/10
Tracklist: Ultimate Worriers/ Call Out Your Name/ Easy Money/ Lazy Come, Lazy Go/ Speedboat/ Life Is Easy/ Somewhere/ Bad Situations/ Two Kinds of Lovers/ I Like Your Heart/ Be With U/ Let’s Talk It Over
(ml)
Holger Czukay – Cinema (Retrospective)
In Kölns berühmt berüchtigter Abschlepp-Bar SIX PACK hat Holger Czukay mal eben nebenbei eine der erfolgreichsten Popbands der letzten 20 Jahre initiiert. In der Belgischen Viertel Bar wurde BLURs Damon Albarn von Czukay die Idee zu der virtuellen Band GORILLAZ gestiftet.
Letzten Samstag wäre Holger Czukay 80 Jahre alt geworden. Am 05. September jedoch stirbt der CAN-Bassist in seinem Kino in Weilerswist, dem alten Innerspace-Studio seiner berühmten Band, das er seit den 1970er Jahren bewohnt. Wenige Wochen zuvor verstarb seine geliebte Frau Ursula Schüring aka U-She/Ursa Major nach langer Krankheit. Beide haben schräg gegenüber vom Grab von Jaki Liebezeit auf dem Kölner Melaten-Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Mit der großen Retrospektiv-Box wird dem universalen Dilettanten (Selbstbezeichnung) von Grönland jetzt ein musikalisches Denkmal gesetzt. Die beiden noch vor CAN unter dem Projektnamen CANAXIS 5 aufgenommenen epischen Ambientstücke „Canaxis“ und „Boat Woman Song“ beamen den Zuhörer in ein anderes Universum. Wenn danach die einfach nur wunderschöne CLUSTER & ENO Komposition „Ho Renomo“ beginnt, wird man geradezu überwältigt. Einen aufregenderen Part eines Albums als diese drei aufeinanderfolgenden Stücke, wird man in diesem Jahr nicht entdecken.
Die Box gibt einen sehr ausführlichen Einblick in das Gesamtwerk des Meisters der analogen Schnitttechnik. Die gesamten 5 Platten oder CDs wird man kaum in einem Durchlauf schaffen. Auf Dauer wirken die oft ähnlich konzipierten Tracks auch ehrlicherweise ein wenig ermüdend. Faszinierend ist die Auswahl dennoch. Ergänzt wird die Musik durch die Zugabe der DVD mit Holgers Film „Krieg der Töne“ von 1987, den er vertonte und in dem er auch noch die Hauptrolle übernahm.
VÖ: 23. März 2018, Grönland/, https://www.groenland.com/product/holger-czukay-cinema/
Ohr D’Ouevre: Canaxis/ Boat Woman Song/ Ho Renomo/ Cool in the Pool
Gesamteindruck: 7.0/10
Tracklist:
Disc 1
01. Holger Schüring Quintett – Konfigurationen
02. Technical Space Composer’s Crew – Canaxis
03. Technical Space Composer’s Crew – Boat Woman Song
04. Cluster & Eno – Ho Renomo
Disc 2
01. Holger Czukay – Oh Lord Give Us More Money
02. Holger Czukay – Persian Love
03. Holger Czukay – Cool In The Pool
04. Holger Czukay – Hollywood Symphony
05. Les Vampyrettes (Czukay/Plank) – Biomutanten
Disc 3
01. Les Vampyrettes (Czukay/Plank) – Menetekel
02. Phew (Phew/Czukay/Liebezeit/Plank) – Signal
03. Holger Czukay – Witches Multiplication Table
04. Holger Czukay – On The Way To The Peak Of Normal
05. Holger Czukay – Ode To Perfume
06. Holger Czukay – Two Bass Shuffle
07. Holger Czukay/Jaki Liebezeit/Jah Wobble – How Much Are They?
Disc 4
01. Holger Czukay/Jaki Liebezeit/Jah Wobble – Trench Warfare
02. Holger Czukay/Jaki Liebezeit/Jah Wobble – Full Circle R.P.S. (No. 7)
03. Holger Czukay/Jaki Liebezeit/Jah Wobble – Twilight World
04. Holger Czukay – The Photo Song
05. Holger Czukay – Der Osten Ist Rot
06. Holger Czukay – Das Massenmedium
07. Holger Czukay – Träum Mal Wieder
08. Holger Czukay – Hey Baba Reebop
09. Holger Czukay – Hit Hit Flop Flop
Disc 5
01. Holger Czukay – Perfect World
02. Holger Czukay – Music In The Air
03. Holger Czukay – Ride A Radiowave
04. Holger Czukay – We Can Fight All Night
05. Holger Czukay – Through The Freezing Snow
06. Holger Czukay w/ Karlheinz Stockhausen – Breath Taking
07. Holger Czukay & U-She – La Premiere
08. Holger Czukay / Ursa Major – 21st Century
09. Bison (Czukay/Murphy/Smith) – Mandy
(bk)