Mit Ben Harper will man besser keinen Ärger haben. Der amerikanische Songwriter der bis 2010 mit Laura Dern verheiratet war und mit ihr auch zwei Kinder hat, versprüht die Aura eines gerechten aber knallharten Gangleaders aus Los Angeles.
Wahrscheinlich beschreibt Gangleader auch genau seine Tätigkeit bei der Gruppe aus Musikern wie dem exzellenten Gitarrist (der die meiste Arbeit für Harper erledigt) Jason Mozersky, der Rhythmussektion aus Bassist Jesse Ingalls und Haus- und Hofschlagzeuger Jimmy Paxson – die alle auch bei der Aufnahme der tollen Studioplatte „No mercy in this land“ dabei waren. Harper berichtet während des Konzerts davon wie viel Spaß die Arbeit an den Aufnahmen bereitet hat. Auch wenn wie angedeutet andere in der Band eventuell größere Fähigkeiten an ihren Instrumenten haben als Harper himself- er ist unbestritten der Boss. Das sieht man sofort. Der einzige der auf Augenhöhe liegt – eventuell sogar etwas drüber – ist Charlie Musselwhite.
Charlie ist vielleicht einer der besten lebenden Mundharmonikaspieler des Blues. Einer der sympathischsten und entspanntesten Musiker ist er garantiert. Er sieht ein wenig aus wie ein verschmitzter James Last, wie er da auf der Bühne in seinem lässigen blauen Oberhemd steht, das er entspannt über der Jeans trägt. Wenn er zwischendurch auch mal zum Mikrofon greift – bei drei eigenen Songs von ihm ist das der Fall – hat er das Publikum sofort auf seiner Seite.
Die Band spielt bei ihrem Köln Konzert ein sehr unterhaltsames Set das insgesamt 20 Songs umspannt. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf den beiden Kollaborations-Platten von Ben und Charlie. Unterbrochen wird das Konzert gegen Ende von einem ohnmächtig gewordenen Herrn im gehobenen Alter. Aber auch dann zeigt Ben Harper dass er alles im Griff hat. Er regelt die Behandlung quasi von der Bühne aus. Danach sagt er dass das Konzert für 5 Minuten unterbrochen wird und sie dann wiederkommen und das angefangene Lied nochmal spielen würden. Und fast genauso läuft es dann auch: nach 10 Minuten sind sie zurück mit dem Memphis Minnie & Kansas Joe McCoy Cover „When the Levee Breaks“ von 1929, das durch die LED Zeppelin Adaption weltbekannt bekannt wurde. Ihre Version orientiert sich jedoch mehr an der Originalversion. Es soll aber nicht das letzte Cover am heutigen Abend gewesen sein. Ben Harper kündigt eine weitere Coverversion, diesmal „from one of the greatest Blues Bands off all time“ – den BEATLES – an. Und dann folgt eine beeindruckende Version von Lennons „Yer blues“ aus dem „White album“. Danach spielen so noch „All That Matters Now“ vom ihrem gemeinsamen 2013er Album „Get up“ und die Zuschauer in der Live Music Hall können anschließend von sich behaupten, Zeugen eines über zweistündigen absoluten Spitzenkonzertes gewesen zu sein. Das war wirklich in allen Belangen, wie u.a. dem Soundmix, nahezu perfekt. Großes Lob an alle Beteiligten!