Malakoff Kowalski – My First Piano
Es wäre ein schöner Treppenwitz, wenn Malakoff Kowalski mit seinem vierten Album, dem schönen Pianoalbum „My first piano“ seinen Durchbruch feiern könnte. Der 1979 in Boston geborene Wahlberliner gehört bereits seit seinem Debütalbum „Neue deutsche Reiselieder“ zu den besten Songwritern die es in Deutschland gibt. Wissen leider nur noch viel zu wenige.
Aufmerksam wurde man auf ihn durch das Klaus Lemke Video zu seinem Post-Hambuger-Schule Song „Andere Leute“. Auf der Platte konnte man neben einem Harald Juhnke(!) Cover das vielleicht sanfteste und sehnsuchtsvollste deutschsprachige Lied der letzten Dekade entdecken – „Damals mit 15 Jahren“. Ganz homogen war das Album noch nicht. Dafür die im Jahr 2015 erschiene Platte „I love you“ umso mehr – diesmal fast komplett englischsprachig und von geradezu schwindelerregender Perfektion. Jetzt liegt mit MY FIRST PIANO eine zehn Stücke umfassende Pianoplatte vor. Kowalski machte sich auf die Suche nach einem verschollenen Klavier aus seiner Kindheit. Auf dem Cover ist ein Baby-Foto von ihm – genau an diesem Klavier – abgebildet. Er wurde fündig und holte es nach über 30 Jahren zurück nach Berlin. Wer jetzt denkt, bei dem Album würde es sich um einen schöngeistigen Soundtrack, geeignet zur Hintergrundbeschallung für hippe Cafés in gentrifzierten Stadtteilen handeln, ist jedoch auf dem Holzweg.
Dafür sind die Kompositionen viel zu intensiv. Das Wurlitzer-Klavier klingt auch deutlich rustikaler und härter als die teuren Konzertflügel, die man sonst auf Solo-Piano Platten zu hören bekommt. Aufgenommen wurde alles in wenigen Tagen mit derselben Mikrofonierung in Berlin und dann in New Jersey identisch und analog abgemischt. Vor wenigen Tagen konnte man ihn noch zusammen mit Chilly Gonzales und Olga Scheps in der Düsseldorfer Tonhalle bewundern. Am 07. Juni gibt er ein Solokonzert im Schauspielhaus Köln / Britney. Angesichts der Massen die jedes Jahr blindlings in die Konzerte des Eckart von Hirschhausen der musikalischen Bildung ™ (aka Chilly Gonzales) strömen, kann man nur hoffen dass die grandiose Veröffentlichung eine dem Künstler angemessene Würdigung und Nachfrage erfährt.
VÖ: 06. April 2018, Musik Produktion Schwarzwald New (Edel) www.malakoffkowalski.de
Ohr d’Oeuvre: Is it spring?/ Olmo Rosenthal
Gesamteindruck: 8,0/10
Tracklist: Shorou/ My first piano/ Is it spring?/ Dimanche soir/ Serge chez Juliette – Encore une fois/ 65 East India Row/ Euphoria, Lobster & Champagne/ Olmo Rosenthal/ Tehran Lullaby/ Anin Goldkind
(bk)
Eels – The Deconstruction
Mark Oliver Everett a.k.a. E veröffentlicht seit über 20 Jahren mit seiner Band Eels wunderbar verschrobene Indie-Musik. Seine – zum Teil – tieftraurigen, depressiven und pechschwarzen Texte weisen trotz allem eine Lebensbejahung auf, die schon stark paradox-sarkastische Züge trägt, wenn einem seine Biografie bekannt ist. Zu früheren Zeiten erwähnte Everett häufiger, dass ihn die Musik vor dem Tod bewahrt habe. Dem ist nichts hinzuzufügen und es erfreut umso mehr, dass die Eels die Welt mit ihren Songs bereichern.
THE DECONSTRUCTION wird dem Anspruch mit seinen Stücken gerecht. Es ist beruhigend, dass die Band ihre stilistische Entwicklung aktuell auf ein Minimum reduziert zu haben scheint und ihrem Stil treu bleibt. Mastermind Everett schreibt poppig-verschrobene Indiestücke, die mit ihren Melodien, Arrangements und Feinheiten in der Instrumentierung den Weg sowohl ins Ohr als auch ins Herz des Hörers finden. Die Basis der Stücke bilden Gitarre, Bass und Schlagzeug. Dieses Fundament wird mit Tasteninstrumenten, Schlaginstrumenten, Streichern, Bläsern, Samples und Effektgeräten ergänzt und zeigt eine große Bandbreite in den Songstrukturen auf.
Die kantige, harte Seite von SOULJACKER-Zeiten haben sie ebenso hinter sich gelassen wie die country-lastigen Züge von HOMBRE LOBO. Vielmehr greift die Band nach dem letzten Album THE CAUTINORY TALES…., der Welttournee, die beeindruckend im ROYAL ALBERT HALL-Live-Album dokumentiert wurde, und der darauf folgenden Pause den gesponnen Faden mit dem aktuellen Album wieder auf. Die – obschon sehr ruhigen – Songs mit teilweise aufblitzenden Folk- und Garage-Elementen werden durch nachdenkliche Texte noch persönlicher. Durch diese Texte baut Everett in seiner eigenen Art einen Spannungsbogen zwischen Melancholie und Euphorie auf. Es scheint ihm aber aktuell sehr gut zu gehen, was der Titel des Albums nicht ad hoc erwarten ließe. Das Video zur ersten Single „Today ist he Day“ skizziert dieses mit dem aktuellen Lebensstatus Quo des Bandkopfs augenzwinkernd. Neben dem Titelstück sind ebenso „Rusty Pipes“ wie auch „There I Said it“ wert aus dem sehr homogenen, gefälligen Album gesondert erwähnt und angespielt zu werden.
Wie schon erwähnt scheint es Mark Oliver Everett zum einen gut zu gehen. Zum anderen weiß er, was er mit seiner Band kann, bedient dieses facettenreich und liefert ein Album ab, das die Erwartungen der Hörer uneingeschränkt erfüllt. Aufgrund des Bandniveaus der letzten Jahre ist es einiges und eine Qualität das gesetzte Level zu halten.
VÖ: 06.04.2018, PIAS, http://www.eelstheband.com/
Ohr d’Oeuvre: The Deconstruction/ Rusty Pipes/ Today is The Day/ There I Said it
Gesamteindruck: 7,5 /10
Tracklist: The Deconstruction/ Bone Dry/ The Quandry/ Premonition/ Rusty Pipes/ The Epiphany/ Today is The Day/ Sweet scorhed Earth/ Coming Back/ Be Hurt/ You are the Shining Light/ There I Said It/ Archie Goodnight/ The Unanawserable/ In Our Cathedral
(kof)