Am 25.3. 2018 spielte das englische Trio Demob Happy im Vorprogramm von Frank Carter im Kölner Luxor. Am Freitag zuvor erschien das zweite Album HOLY DOOM, somit beantworteten Matthew, Thomas und Gitarrist Adam uns gerne eine paar Fragen. Das ursprüngliche Interview fand auf englisch statt.
JMC: Was bedeutet eigentlich Euer Name Demob Happy?
Band: Es ist ein alter britischer Militärbegriff. Er beschreibt das Glücksgefühl oder die Freude auf das nahende Ende des Militärdienstes. Mittlerweile ist es in den alltäglichen Sprachschatz übergegangen, bspw. wenn für dich die letzte Woche in deinem Job begonnen hat oder so.
JMC: Ursprünglich seid ihr aus Newcastle, dem eher grauen Nordosten, von wo ihr nach Brighton an die eher freundliche Südküste umgezogen seid, warum?
Band: Einerseits sucht man immer ein wenig die Nähe zu London. Man kommt aus eher kleinen Städten und da fasziniert einen einfach diese Metropole. Dazu kommt, dass man in Brighton näher an der Industrie ist, es ist einfacher seine Labelleute zu treffen, Dinge persönlich zu besprechen. Die Industrie reist nicht, du musst zu ihr reisen. Dazu ist Brighton ganz schön und verfügt über eine lebendige Musikszene.
JMC: Wohnt ihr denn noch zusammen?
Band: (Lachen) Nein, wir haben anfangs in einer WG gelebt, aber es hat sich heraus gestellt, dass wir produktiver sind, wenn wir nicht die ganze Zeit aufeinander hocken.
JMC: Ein Ergebnis dieser Produktivität ist HOLY DOOM, eure zweite Platte, die gerade erschienen ist. Darauf findet sich eine Art Mash Up zwischen Stoner Rock und 60ties Pop. Wie ist dieser Mix zustande gekommen, ein Song wie „Fake Satan“, der mit einer mächtigen Basslinie beginnt und fast beatlesk endet?
Band: Fast wie die Beach Boys, oder? Die 60ties, 70ties sind ein großer Einfluss, das lässt sich nicht leugnen, aber wir wollen nicht nur nur zurück blicken, sondern einfach unsere Einflüsse in etwas neues verpacken. Doch das Wichtigste, wir lieben einfach Riffs! Wir lieben es, dieses eckige, kantige mit etwas harmonischem zu verbinden. Dabei versuchen wir uns durch die Mischung etwas abzusetzen von der gängigen Rockmusik, die gegenwärtig doch recht langweilig ist.
JMC: Wie war der Entstehungsprozess?
Band: Geschrieben haben wir das Album in einem kleinen Ort in Wales, wo wir in der Vergangenheit schon Aufnahmen gemacht haben. Aufgenommen haben wir das Album in einem Studio in Eastbourne nahe Brighton, mit einem deutschen Freund. Von Beginn an hatten wir eine Vision davon, wie der Sound sein sollte. Wir schrieben und schrieben, so dass wir am Ende mehr als vierzig Songs hatten. Um dabei nicht den Überblick und die Vision aus den Augen zu verlieren, setzten wir Marker an jeden Song, welche Emotionen, welchen Sound, welche Einflüsse er enthielt. War er mehr ein Rocker oder ein Downer? So konnten wir bei der Masse die Orientierung behalten.
JMC: Hat die Songauswahl für das Album dann nicht ziemlich lange gedauert?
Band: Insgesamt war es recht offensichtlich, welche Songs miteinander funktionierten. Wir schickten dem Label insgesamt 30 oder 40 Demos mit unserer Idee vom Album und dass wir rund 15 Songs darauf haben wollten. So bekamen sie die Illusion, sie könnten mitentscheiden (Lachen). Dann gab es ein Treffen mit dem Produzenten, dem Label und uns, wo jeder seine Liste mit den Favoriten mitbrachte.
JMC: Und jeder von euch hatte seine eigene Liste?
Band: Ja, jeder hatte seine eigene, die aber nur leicht voneinander abwichen.
JMC: Musikalisch habt ihr ja beschrieben, pendelt HOLY DOOM zwischen dunklen, schweren Rockparts und eher hellen Popparts? Findet sich dieser Gegensatz auch in den Texten wieder?
Band: Genau, das sollte HOLY DOOM ausdrücken bzw. so sollte es klingen. In der ganzen Schwere, sollte sich immer etwas süßes finden lassen und umgekehrt. Leute, die uns und die Platte zum ersten Mal hören, sollen genau über diese Mischung ins Grübeln kommen, dass sie so etwas noch nicht gehört haben. Es war eine bewusste Entscheidung.
JMC: Wie reagieren die Leute darauf, euch nicht wirklich kategorisieren zu können, darum geht es doch letztendlich immer?
Band: Es dauert schon etwas länger bis man uns greifen kann, gerade auch wenn man ins Radio will. Wir hatten zwar kleinere Erfolge, aber es dauert und ist schwierig. Ähnlich lief es bei Konzerten. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Mischung aus lauten Rock- und eher melodischen Chorusparts die Leute anfangs auf Distanz hält, da sie dies nicht mit ihren Erwartungen in Einklang bringen. Nach einiger Zeit weicht diese Distanz aber eher dem Gefühl, etwas ganz Spezielles zu hören. Mittlerweile spricht man von einem ganz speziellen DEMOB Sound. Letztendlich kann es auch ein Vorteil sind, eher zwischen den Stühlen zu sitzen. So sagen Leute, die eher auf rockige Musik stehen: „Schau an die Jungs, können rocken!“ Zugleich spricht es auch Besucher an, die eher Groove und Melodien mögen und weniger angeschrien zu werden. Es ist also nicht diese „in your Face“ – Schwere, sondern die Riffs werden konterkariert durch den melodischen Gesang. Am Ende spielen wir aber, was wir mögen. Es kommt einfach beim Jammen raus und es gibt nichts Besseres als eine schweren Riff zu spielen (Lachen).
Die Stimmung in den Texten folgen den Stimmungen in den Melodien. Sie sind aber grundsätzlich nicht dunkel. Oft gilt aber der Grundsatz, je süßer die Melodie desto dunkler ist das Thema.
JMC: Seht Ihr Euch dort in einer bestimmten Tradition?
Band: Insgesamt passiert es unbewusst, vielleicht knüpft der Sound ein wenig an die britische Prog – Tradition und ein wenig an den kalifornischen Psyc – Rock an.
JMC: Zurück zur Tour, wie läuft es als Support von Frank Carter?
Band: Wir haben zwei, drei Touren in Deutschland hinter uns und die Leute sind wirklich aufmerksam. Das gleiche passiert auch auf der Frank Carter Tour, wir sind ohne große Erwartungen daran gegangen und umso positiver überrascht. Die große Chance ist es, sich bei Leuten vorzustellen, die uns zum Großteil nicht kennen. Und seine Fans sind wirklich ziemlich aufgeschlossen uns gegenüber, obwohl es definitiv nicht die gleiche Musik ist. Teilweise gab es ziemlich gute Reaktionen, da die Leute äußerst positiv von uns überrascht waren.
JMC: Was sind eure weiteren Pläne?
Band: Wir machen eine Headliner HOLY DOOM – Tour in England, inklusive einiger Festivals und planen im Herbst zurück in Deutschland zu sein.
JMC: Da freuen wir uns. Vielen Dank für eure Zeit so kurz vor der Show.