Auch wenn gerade mal ein Drittel des Jahres um ist, steht eines der Konzerte des Jahres schon fest: Die Nerven waren am 23. April mit ihrem neuen Album FAKE im Kölner Gebäude 9.
Dass das so sein muss, liegt unter anderem an dem Moment, als Drummer Kevin Kuhn sich von seinem Schlagzeug erhebt, barfuß zum Bühnenrand marschiert und einen Konzertbesucher mit weißem Haar mitten auf den Mund küsst. Vor allem liegt es aber daran, wie die laut der ZEIT “am miesesten gelaunte Rockband” ihr Publikum durchschütteln, aufwühlen, hin- und her reißen zwischen Noise-Gewittern, Post-Punk-Geballer, Shoegaze-Landschaften und beschwingtem New Wave. Alles getragen von Julian Knoths markanten Bassläufen. Hinzu kommen die nicht selten an Dirk von Lowtzows Sinnsprüche erinnernden Minimalismus-verliebten Lyrics: “Finde niemals zu dir selbst” (“Niemals”). Oder die präzisen, kalten Beobachtungen von Gitarrist Max Rieger: “Immer nur dagegen / Nie wirklich da / Aber gegen was?” (“Frei”).
Mit FAKE sind die drei Stuttgarter auf Platz 13 in den deutschen Charts eingestiegen. Ein Zeugnis für den Überdruss der Menschen an Fake News, einer Welt die nur noch durch Instagram-Filter gespiegelt wird, inhaltsleerem Radiogebimmel als Soundtrack eines konsumgefüllten Alltags? Die Maxime des Abends wird von Max Rieger in Richtung des tobenden Moshpits gebrüllt: “Lass alles los / Gib alles frei / Nichts bleibt” (“Frei”). Selten fühlt man sich so frei, selten noch wirkt etwas so unmittelbar und einfach absolut echt wie an diesem Abend. Feststeht: An diesem Abend war nichts Fake!