Hearts Hearts – Goods God
Die Songtitel auf der zweiten Platte des Vierers aus Österreich deuten an, Gradlinigkeit interessiert Hearts Hearts nicht besonders, wobei die Musik dies nicht unterstreicht. Vielmehr verliert sich GOODS GOD nicht in Elektrospielereien, sondern besticht durch fokussierte und klar strukturierte Songs.
Das neue Werk der Mannen um Sänger David Österle nahm erste Formen direkt im Anschluss an die Veröffentlichung des Debüts YOUNG im Jahr 2016 an. Snippets, Ideen wurden wild hin und her geschickt und knapp zwei Jahre später erblickt das neue Werk das Licht der Welt. Dieses besticht durch traumwandlerische Indietronica Balladen, die durch den Gesang Österles und die deepen Basssounds gekonnt zusammengehalten werden. Sie entführen den Hörer in den Grenzbereich zwischen Traum und Wirklichkeit, lullen sie doch gekonnt ein, ohne sich durch Pathos oder Elektrokitsch anzubiedern. Auch kurzfristig aufkommende Hektik wie im Opener „Phantom/ Island“ wird schnell wieder durch einen beruhigenden Synthieteppich gelöscht und man kann sich weiter in den dichten Sounds und Melodien aalen. Zumindest bis andere Fahrgäste einen rüde zur Seite schieben. Klingt langweilig und eher nach Schlaflabor? Ist es aber nicht. Die Kompositionen sind einfach gut, werden durch wohlkontrollierte Basssounds, Streicher und Bläser strukturiert, wie bereits gesagt ohne die Kitschschleuder auszupacken. Die analogen Anteile variieren je nach Song und dürften Hearts Hearts auch für die Elektromuffel hörenswert machen.
VÖ: 20.April 2018, Tomblab, http://www.heartshearts.net
Ohr d’Oeuvre: I was there/ noone came / Phantom/ Island/ to have / to be
Tracklist: Phantom/ Island / Goods/ God/ to have/ to be/ +/- / I was there / noone came/ Do you often think about/ Sugar / Money / Imagine/ Many Lives / take/ care/ I/O / Present/ tense
Gesamteindruck: 7.0/10
(pd)
Angry Youth Elite – Ready! Set! No!
Charly, Andre und Markus sind die Angry Youth Elite. Gewachsen in verschiedenen Szenebands haben sich die – zugegeben nicht mehr ganz so jungen, aber noch ziemlich wütenden – drei zusammengetan, um nun ihr Debüt READY!SET!NO! zu veröffentlichen.
Nicht nur der Bandname erinnert an den guten alten Punkrock der 90er-Jahre von Größen wie Lagwagon, NOFX und Pennywise, sondern vor allem die musikalische Grundausrichtung des Albums. Das Mastering des Albums wurde immerhin übernommen von Jason Livermore im legendären „Blasting Room“ in Colorado (USA), in dem schon fast alle namhaften Punkbands die eine oder andere Platte aufnahmen.
Auf die Ohren gibt es klaren, kraftvollen und altbewährten Punkrock, der einem zwar sehr bekannt vorkommt, jedoch immer noch so gut klingt. Auf die Zwölf bekommt in den gut 25 Minuten Spielzeit nicht nur musikalisch der Hörer, sondern auch mal der neue Freund der Ex: „I knocked on your door, I knocked out your boy“ („Again & Again“). Ganz so dogmatisch wie der Albumtitel READY!SET!NO! vermuten lässt, ziehen die drei ihr Verweigerungs/Gesellschaftskritik/Widerstands-Thema zum Glück nicht durch. Natürlich und auch zu Recht ist die Angry Youth Elite „Pissed“ und fordert „Get up, face up fight, don´t dive away“ („Keep Movong On“). Es bleibt aber eben auch Zeit Freundschaften zu feiern („Strong Company“) und sich an die guten Zeiten zu erinnern („The Pack“). Bemerkenswert toll ist das Vorhandensein eines kurzen Instrumental-Intros mit dem passenden Namen „Start“, dass einen Anlauf nehmen lässt für die nächsten 11 Lieder, voll mit tollem und erfrischenden Punkrock mit Sing-Along-Parts, treibendem Schlagzeug und fantastischem E-Gitarrengeschrammel. Das Album endet schließlich mit dem einzigen musikalischen Ausreißer „A Rebel Song? – Ska können die Jungs also auch!
P.S.
Übrigens konnte sich der Autor dieses Textes am vergangenen Mittwoch im Sonic Ballroom in Köln ein Bild von den Live-Qualitäten der Angry Youth Elite machen. Mit Bier in der Hand und passendem Umfeld klingt das ganze noch mal besser. Glaubt ihr nicht? Überzeugt euch doch einfach selber!
VÖ: 25. Mai 2018, Sportklub Rotter Damm, https://angryyouthelite.com/
Ohr d’Oeuvre: Again & Again/ Keep Moving On/ Ready!Set!No!
Gesamteindruck: 7.0/ 10
Tracklist: Start/ Pissed/ Rebellion Cut To Fit/ Anger Turns To Hate/ Again & Again/ No Matter, Who Cares?/ Get Up, Face Up, Fight!/ Strong Company/ The Pack/ Keep Moving On/ Ready! Set! No!/ A Rebel Song?
(ml)