Bei Progressive Rock denkt der gemeine Hörer an alte Männer, die mit der aktuellen Stereoplay-Ausgabe vor ihrer 40.000 Euro Hifi-Anlage sitzen, und sich die 180g Japanpressung von ALAN PARSONS PROJECT „Tales of Mystery and Imagination“ auf ihrem mit Luftdruck angetriebenen Plattenspieler anhören.
Was nicht ganz unwahr ist, wenn wir ganz ehrlich sind. Während jedoch die Werke des ehemaligen Tontechnikers der BEATLES prinzipiell für Menschen mit etwas Restzurechnungsfähigkeit unhörbar, die Platten der Post-Barrett Phase von PINK FLOYD totgespielt und die ganz harten Sachen, zum Beispiel die Platte „Relayer“ von YES, nur etwas für ausgemachte Esoteriker sind, gibt es inzwischen durchaus goutierbaren Nachschub, bei dem ein zweiter Blick lohnt.
Steven Wilson, der bereits mit der Band PORCUPINE TREE Progrock Geschichte geschrieben hat, gelingt der geschmackssichere Brückenschlag zwischen klassischem Progressive-Rock und Indierock. Sein letztes „richtiges“ Album „To The Bone“ – die aktuelle Platte ist der Soundtrack zum Videospiel „Last Day of June“ – überzeugt mit subtiler und effizienter Produktion, und Songs deren Cleverness und Schönheit sich wirklich (immer dieses Klischee) mit jedem Durchgang immer mehr offenbaren. Mit Songtiteln – wie beispielsweise „Harmony Korine“ – zeigt der 50-jährige Engländer dass er sich nicht unbedingt für Themen interessiert die auf den ersten Blick sehr Progressiv-Rock affin wirken (immer diese Klischees).
Am 17. Juli spielt der geschmackssichere Musiker auf dem schönen Kunstrasen in Bonn. Tickets gibt es hier.
Und übrigens: das erwähnte „Relayer“ Album hat Wilson 2014 geremixed. Der Mann kennt eben seine Wurzeln.