Schwere Zeiten hat der Motorradclub aus Kalifornien hinter sich. Die Schlagzeugerin Leah Shapiro musste sich überraschend einer Gehirnoperation unterziehen – überstand diese jedoch zum Glück gut. Als kurz darauf die aufwändigen Studioaufnahmen für das Anfang des Jahres erschienene WRONG CREATURES erfolgreich abgeschlossen waren, schienen Band und Fans sichtlich erleichtert. Nicht ganz so wild und progressiv wie in vergangenen Zeiten klangen Black Rebel Motorcycle Club, trotzdem war das Album gelungen. Umso gespannter waren wir auf das Konzert von BRMC im Düsseldorfer zakk, um die neuen Songs denn nun endlich auch live zu erleben.
Vorband für die Kalifornier sind Fremmand aus Dänemark und den Faröer-Inseln. Zu hören gibt es Post-Punk und hypnotischen Sythie-Wave auf dänisch und englisch. Musikalisch passen die Dänen nicht ganz in den restlichen Rahmen, geben aber ihr Bestes. Viele Besucher bekommen davon jedoch nichts mit und nutzen lieber den warmen Sommerabend für ein Bier und eine Zigarette im Biergarten.
Um 21 Uhr betreten dann die Lederjackenträger vom Black Rebel Motorcycle Club die Bühne und eröffnen mit „Little Thing Gone Wild“ gleich stimmungsvoll. Das Publikum geht von der ersten Minute an mit – an diesem Abend muss mit Sicherheit keiner mehr von den Qualitäten von BRMC überzeugt werden. Das liess auch schon der Vorverkauf vermuten: Während man in vielen deutschen Städten auf der Tour noch bis zuletzt Karten erwerben konnte, war Düsseldorf zügig ausverkauft. Auf der Bühne sind die Musiker derweil vor lauter Nebel kaum mehr zu erahnen. Die Nebel- und schummrigen Lichteffekte begleiten das ganze Konzert, unterstreichen jedoch schön den verruchten und vor Coolness strotzenden Rock´n´Roll der Kalifornier. Mit den neuen Songs von WRONG CREATURES haben auch viele langsamere, atmosphärischere Lieder Einzug ins Set erhalten, wie zum Beispiel „King of Bones“ oder das tolle „Carried From The Start“. Grundsätzlich ist das alles sehr solide, routiniert und handwerklich toll. Stimmung, Sound und Auftreten der Musiker ist bis in die kleinste Rocker-Attitüde abgestimmt. Wenn Teilzeit-Bassist Robert Lavon Been seinen Bass zwischendurch unter sein Kinn zieht und in alter Rock´n´Roll-Manier mit dem Gitarrenhals ins Publikum zielt, muss man ob dieser eigentlich abgenutzten Geste einfach wohlwollend schmunzeln. Ist dann doch ganz schön cool. Eher blass bleibt das Schlagzeugspiel von Leah Shapiro. Aber eigentlich ist man nur froh, dass es ihr wieder gut geht und sie weiter Musik machen kann. Mit dem Publikum wird während des zweistündigen (!) Sets kaum interagiert und auch nur einmal eine 3-minütige Pause gemacht. Die Amerikaner liefern ab und die Besucher des ausverkauften zakks lassen sich dankbar mitreißen.
Als kurz vor 23 Uhr die ersten Akkorde des letzten Liedes „Whatever Happened To My Rock ‚N‘ Roll (Punk Song)“ angespielt werden, herscht im Publikum noch einmal Ausnahmezustand. Am Ende bleibt der Eindruck eines tollen Konzertabends – auch wenn das alles am Ende manchmal zu routiniert und zu professionalisiert wirkt.
Beitragsbild: Martin Thelemann