Als ich im Jahr 1989 eine 12″ des sympathischen Gitarristen der gottgleich verehrten E-Street Band erwarb, konnte ich im ersten Moment nicht fassen was da aus den Boxen kam. Der Track hieß „Leonard Peltier“ und war die ausschließlich in Deutschland veröffentlichte Auskopplung aus dem Album „Revolution“ vom Vorjahr. Der Basslauf der von Tonmeister-Legende Bob Ludwig aufgenommenen Nummer war im „Tradition On Trial Mix“ der Maxi so tief, wie man es eigentlich nur von jamaikanischen Dubplates gewohnt war. Die Nadel in der Rille zu halten, war bei angemessener Abspiel-Lautstärke keine einfache Aufgabe.
Der Protestsong über den indianischen Aktivisten, der seit 1977 bis heute inhaftiert ist, gibt einen kleinen Eindruck von der Vielseitigkeit des großen amerikanischen Musikers Steve Van Zandt. Neben seiner Tätigkeit als Gitarrist der E-Street Band, bei der er mit Unterbrechungen seit nun fast 30 Jahren dabei ist, hat sich Little Steven (oder Miami Steeve) schon sehr früh politisch engagiert. 1985 gründete er die „Artists United Against Apartheid“ um gegen Sun City, einem Vergnügungspark-Komplex in Südafrika zu protestieren.
Aber nicht nur ein politisches Gewissen und musikalische Vielseitigkeit zeichnen das Rock and Roll Hall of Fame Mitglied aus. Auch als Schauspieler konnte Van Zandt überzeugen. Sein Zusammenspiel mit Tony Sirico als Silvio Dante und Pauli Gualtieri bei den Sopranos ist wahrscheinlich einer der größten komödiantischen Performances der TV-Geschichte. Mit der norwegischen Fernsehserie Lilyhammer konnte er erneut bei Kritik und Publikum einen großen Erfolg feiern.
Während der Boss 1981 mit Kassettenrecorder und Gitarre das Meisterwerk „Nebraska“ entwarf, bekam Van Zandt von EMI-America das Angebot für einen Plattendeal und konnte schließlich 1982 unter dem Namen „Little Steven & The Disciples of Soul“ die Solo-Platte „Men Without Women“ veröffentlichen. Dem explosiven Mix aus Soul- und Worldmusic mit Hardrock-Anteilen war vielleicht nicht der größte kommerzielle Erfolg beschieden. Die Platte wurde damals vom TIME Magazine unter die ersten zehn besten Platten des Jahres gesetzt und wird bis heute sehr geschätzt.
Im letzten Jahr wurde das Soloalbum „Soulfire“ veröffentlicht. Von diesem gibt es auch eine Liveversion die richtig Lust macht auf das Konzert am Mittwoch im Kölner E-Werk. Tickets sind noch verfügbar.