„Goes and it goes and it goes“ so oder so ähnlich scheint das Arbeitsmotto der fünf Bristolians in den letzten Jahren zu sein. Nach Ihrem Debut BRUTALISM im März 2017, haben sich die Jungs sofort an den Nachfolger JOY AS AN ACT OF RESISTANCE – was ein Titel – begeben, der am 31. August das Licht der Welt erblickt.
Und diese Platte ist genau die eine nur mögliche Antwort auf diese aus der Rotationsachse geratene Welt, deren Gravitation aktuell Kapriolen zwischen Ängsten, Hass, Ausgrenzung und Dummheit schlägt. Mit der Yodaesken Textzeile „Fear leads to panic, Panic leads to pain, Pain leads to anger, Anger leads to hate“ aus der zweiten Auskopplung „Danny Nedelko“ bringt Joe Talbot mal eben auf den Punkt, was nicht nur in seinem Land so unglaublich schief läuft. „My blood brother is an Immigrant“! Und dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Mag sein, das diese Plattenkritik unter den Eindrücken der letzten Tage in unserem kleinen Land eine besondere Färbung und Richtung bekommen hat. Aber dazu ist Musik doch auch da. Einen genau da abzuholen und nicht alleine zu lassen. JOY AS AN ACT OF RESISTANCE ist eine politische Platte und auch keine. Sie ist eine mit dem Seziermesser schnell skizzierte Beschreibung dessen, was so vielen von uns unter den Nägeln brennt, in Kopf und Herz schmerzen verursacht. Zu wenig Nächsten-„/und“ Liebe und Toleranz in der Welt. Und die Antwort, was man dagegen tun kann gibt es auch: Unity!
Dazu so aufregend unorthodox im Vortrag, kommt die Platte mit aufgebrochenen Songstrukturen, lärmend kreischenden, im Feedback verschwindenden Riffs, nur im Raum gehalten von der Anziehungskraft des Bass- und Schlagzeugantriebs daher. Dazwischen bewegt sich Talbot schwerelos schreiend, wütend manchmal singend. Gespickt mit unzählbaren Zitaten aus der musikalischen und medialen Sozialisation der Band. Eine Welle, die auf einen zurollt und dann im letzten Moment freudig und fast zärtlich zum Tanz einlädt.
Nach mehreren unfassbaren live Begegnungen mit dem Fünfer im vergangenen Jahr und den beiden Veröffentlichungen bleibt nicht viel mehr zu sagen als: Dass ist die erste richtige Weiterentwicklung von Punk, als Haltung und in Kombination mit Musik von der Insel seit gefühlten 100 Jahren. Genre: Idles!!!
VÖ: 31.August 2018, Pias UK/Partisan Records (Rough Trade), https://www.idlesband.com/
Tracklist: Colossus/ Never Fight A Man With A Perm/ I’m Scum/ Danny Nedelko/ Love Song/ June/ Samaritans/ Television/ Great/ Gram Rock/ Cry To Me/ Rottweiler
Unsere Wertung:
Ohr d’Oeuvre: Danny Nedelko/ Love Song/ Colossus
Gesamteindruck: 9/10