Es gibt nicht viele Bands, die live genauso genial klingen wie auf Platte. Ebenso gibt es nicht viele Bands, die auf Platte genauso mitreißend und aufwühlend klingen wie live. La Dispute sind beides. Eine Tatsache, die sie am 19. August 2018 im restlos ausverkauften Bürgerhaus Stollwerck in Köln wieder aufs Neue unter Beweis gestellt haben. Eigentlich hatte das Konzert im Kölner Luxor stattfinden sollen, doch die Karten waren schneller vergriffen als der Veranstalter bis drei hätte zählen können. Also wurde die Show hochverlegt. “Ausverkauft” wurde dennoch nur kurze Zeit später erneut gemeldet.
Alle, die glücklich genug waren, noch ein Ticket zu ergattern, durften dann an diesem Sonntagabend ein unvergessliches Konzert miterleben. Songs von allen drei Alben spielt die Band. Der Fokus liegt zwar deutlich auf “Wildlife” und “Rooms of the House”, doch auch einige Songs von ihrem grandiosen Debütalbum “Somewhere at the Bottom of the River Between Vega and Altair” finden ihren Weg auf die Setlist, darunter “Said the King to the River” und “The Castle Builders”. Die Freude der Fans darüber ist schon allein an der Lautstärke bemerkbar, in der jede einzelne Zeile der Songs mit Jordan Dreyer mit geschrien wird.
Die Energie, die von der Band ausgeht, füllt den ganzen Raum und reißt alle mit. Trotz der Hitze gibt es Moshpits, keiner steht still, denn keiner kann sich wohl der Intensität der Musik entziehen. Vielleicht am sympathischsten dabei ist aber, dass Dreyer sich nie über seine Fans stellt. Er bittet die Security-Männer, Wasserflaschen an das Publikum zu verteilen und macht Scherze darüber, dass er so lange nicht mehr auf der Bühne stand und erstmal wieder herausbekommen muss, wie er sich nicht ständig mit dem Kabel seinen Mikros überall verheddert. An den Monitoren sowieso, wenn er ständig auf die Absperrung zum Publikumsraum klettert, um direkten Kontakt zu seinen Fans zu suchen. Aber auch mal am Hals von Gitarrist Corey Stroffolino.
Bevor La Dispute die Bühne verlassen, verspricht Dreyer noch, dass sie schon nächstes Jahr mit neuem Material im Gepäck zurückkommen werden. Er werde sich jedes Gesicht merken, um sichergehen zu können, dass auch jeder der an diesem Abend da war, im nächsten Jahr wieder dabei sind wird. Mit der Zugabe folgt schließlich der absolute Höhepunkt an diesem Abend, der im Grunde nur aus solchen bestand. Erst spielen sie “Such Small Hands”, der absolut geniale Opener ihres Debütalbums, dann folgt “King Park” und der Raum ist nur noch Gänsehaut. Der vielleicht intensivste und mitreißendste Song, den La Dispute je geschrieben haben, verfehlt auch live um keinen Millimeter seine Wirkung. Den Moment in dem hunderte Menschen mit Dreyer gemeinsam fragen: “Will I still get into heaven if I kill myself?!” wird man wohl nie ganz von sich abschütteln können.
Fotos: Hannah Kiebert