Mit BLEAK VISION legen Canine aus Frankfurt ein starkes Debüt zwischen Hardcore, Hardrock und Screamo vor, dass kompromisslos mit der Dekadenz unserer Zeit abrechnet.
Aus der Haupstadt des Verbrechens kommen Canine. Wobei vermutlich mehr die Dekadenz und die Herrschaftssucht in den Frankfurter Banktürmen eine Antriebsfeder für den geprügelten Hardcore der Hessen sein dürfte. Jedenfalls legen das die desillusionierten Texte nahe. Das Quintett stammt aus dem Saving a Whisper Umfeld und hat sich via Ochsentour durch die hiesigen Keller und Festivalbühnen eine Fanbase erspielen können. Mit BLEAK VISION legt die Band ein Debüt vor, was durch seine Aggressivität und technische Qualität besticht. Das Tempo und die Intensität werden höchstens durch kurze, melodische Ausflüge wie in „Mommy“ und „Bulletsucker“ unterbrochen. Letzteres könnte auch von den Hives stammen, allerdings von den richtig angepissten Hives. Dabei galoppieren Rhythmus und der Sprechgesang, der hier und da in den Screamo abgleitet, im Gleichschritt gen Dunkelheit.
Wenig Kompromisse finden sich auch in den Texten. Zwar nie explizit etwas kritisierend, verbreiten sie trotzdem eine ständige Unruhe, egal ob es wie in „Religioneater“ um die religiösen Fundamentalisten oder in „Toxic“ um die Armseligkeit des eigenen Konsumentenlebens geht. Angenehm ist, dass die Metallelemente in Form von schon 1000 mal gehörten Riffs sich sehr in Grenzen halten und Canine der Versuchung widerstehen, ihre technische Klasse in belanglosen Riffgewittern zu verballern. Allerdings wirken einige Stücke doch etwas konventionell-rockig, was ein wenig den positiven Hörgenuss eintrübt. BLEAK VISION ist trotz aller Wut ein Lichblick im 2018er Core-Himmel.
VÖ: 14. September 2018, Bacillus/ Bellaphon Records, https://www.facebook.com/caninemusic/
Ohr d’Oeuvre: You could have been a revolution/Ancient lies/ Bulletsucker
Gesamteindruck: 6,0/10
Tracklist: Toxic/ Ancient revolution/ Useless Bread/Mommy/You could have been a revolution/Religioneater/ Bulletsucker/Master of Relief/Serve the wrong ones/Saturday/ Cracked Shell