Die Vorband DREAM WIFE knallt schon mal ordentlich mit ihrer aufregenden Pop-Punkvariante. Die britisch-isländische Gruppe spielt ein sieben Tracks umfassendes knackiges Mini-Set. Ihre zweite Nummer „Lolita“ von der 2016er EP kennt man sogar schon ganz gut. Die anderen sechs Stücke aus ihrer gleichnamigen Debüt LP von diesem Jahr sind auch nicht schlechter. Das „Gendernorm-Fuck You“ Stück „Somebody“ ist der Höhepunkt. Die Rhythmusfraktion aus Bass und Schlagzeug spielt mega-tight. Alice Go an der Gitarre ist sogar eine kleine Sensation. Die Kids sollte man auf dem Schirm behalten.
Punkt 21 Uhr startet mit glasklarem Sound der Hauptact. Auf den Plakaten und Eintrittskarten konnten wir sehen, dass es heute Abend um ihr zweites Album gehen wird. Das wird nämlich schon verdammte zwanzig Jahre alt. Eine gute Entscheidung ist, dass die Band es nicht chronologisch aufführt. Im Gegenteil – hier geht es nicht um Werktreue – das Konzert beginnt mit der B-Seite von der „I Think I’m Paranoid“ Single. Der erste Höhepunkt der Konzerts ist das Hinüberführen von „Wicked Ways“ in DEPECHE MODEs „Personal Jesus“. Dass die anwesenden Fans etwas ruhiger im ersten Teil sind, liegt sicherlich an der Entscheidung das Album-Material heute um B-Seiten und Raritäten des Version 2.0 Materials zu erweitern. Die James Bond Titelmusik „The world is not enough“ gehört sicherlich nicht zu der Kategorie. Das hätte man sich sparen können. Spätestens nach der ersten Ansage von Shirley Manson, nach einer halben Stunde, ist die Stimmung jedoch sehr ausgelassen und euphorisch. Die Lautstärke ist perfekt für ein Rockkonzert: immer an der Schmerzgrenze -aber immer differenziert und sehr sauber. Großes Lob an den Veranstalter.
Die Rückseite „13 x Forever“ reichert die Band mit dem THE KINKS Klassiker „Tired Of Waiting For You“ an. Es soll nicht das letzte Fremdgut an heutigen Abend gewesen sein. Die Singleauskopplung „You Look So Fine“ zitiert den FLEETWOOD MAC Titel „Dreams“ und beendet den regulären Teil des Sets.
Bei allem Lob – die Band muss sich schon ein wenig den Vorwurf gefallen lassen, dass die Arrangements der Songs – bis auf die erwähnten Zitatanreicherungen – nahezu identisch mit denen der Konzertperformances der 1990er-Jahre sind. Die gleichen Loops – immer noch das „hochgetreblete“ Hi Hat und so weiter. Da setzt sich (der wahre Bandleader) Butch Vig – der immer mehr aussieht wie jemand der eigentlich Jean-Luc heißen müsste – wohl durch. Shirley Manson, das muss auch gesagt werden, ist eine gute Sängerin – keine sehr gute. Madonna würde für Mansons Fähigkeiten wahrscheinlich töten.
Nach 23 Songs und rund 100 Minuten Spielzeit ist das Spektakel dann auch schon wieder vorbei. Es war sehr kurzweilig.
Setlist:
1 Afterglow
lay Video 2 Deadwood
3 Temptaion Waits
4 Wicked Ways
5 Special
6 The World is not enough
7 13 x Forever
8 Get Busy With The Fizzy
9 Hammering in My Head
10 Medication
11 Thirteen
12 Can’t Seem to Make You Mine
13 I Think I’m Paranoid
14 Sleep Together
15 Dumb
16 Soldier Through This
17 Lick The Pavement
18 Push It
19 Whe I Grow Up
20 You Look So Fine
Encore
21 The Trick Is to Keep Breathing
22 No Horses
23 Cherry Lips (Go Baby Go!)