Im Alter von 31 Jahren veröffentlicht der bis dato nicht wirklich in Erscheinung getretene Hamburger Musiker Mathias Halfpape, unter dem Pseudonym Heinz Strunk, das Album „Spaß mit Heinz“. Wir verdanken es Bela B, dass seine Entdeckung und Weitergabe der skurrilen Homerecording die Initialzündung einer der größten Humoristenkarrieren Deutschlands bedeuten würde.
Denn durch den Ärzte-Schlagzeuger gelang das Werk in die Hände des gerade mit der Produktion von Kurzfilmen (ROLLA ALLER!) beschäftigten Neu-Gastronoms (Pudel Klub) und Punkmusikers Rocko Schamoni. Zusammen mit dem Dackelblut-Schlagzeuger Jaques Palminger gründen die drei in etwa gleichaltrigen Brüder im Geiste, das zu Lebzeiten kommerziell betrachtet sehr erfolglose Comedy-Projekt STUDIO BRAUN. Andere ernten die Früchte der Telefon-Gag-Pioniere. Doch gerade die vermeintlich nur als Scherzanruf daherkommenden Einblicke in die Gedankenwelten der drei Tafelritter des deutschen Humors, die man auf ihren ersten beiden Veröffentlichungen „Gespräche“ und „Gespräche 2“ zu hören bekommt, sind auch noch zwanzig Jahre nach Veröffentlichung immer noch die wahrscheinlich lustigsten, absurdesten und genialsten Dinge die man finden kann.
Vier Jahre nach Schamonis Büchlein „Risiko des Ruhms“ veröffentlicht Heinz Strunk den autobiographisch eingefärbten Roman „Fleisch ist mein Gemüse“. Man druckt 4.000 Exemplare und verkauft bis heute rund eine halbe Million. Die Geburtsstunde einer großen Schriftstellerkarriere, die 2016 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, mit der Veröffentlichung des bis dato ambitioniertesten Werks, dem Roman „Der goldene Handschuh“ über den Hamburger Serienmörder Fritz Honka. Strunk gelingt hier wirklich Großes. Neben (wie immer) großartiger Beobachtung verschiedener Milieus, schafft er es dass der Leser sogar Empathie und Mitleid mit der Bestie Honka empfindet.
Auch wenn er laut Eigenaussage an Lesungen „null Spaß“ habe, aber davon „okay leben“ könne, dürfen sich alle Ticketinhaber der bereits ausverkauften Veranstaltung heute Abend glücklich schätzen. Denn dort wird der große Meister der unangenehmen Themen, aus seinem neuen Erzählband „Das Teemännchen“ vorlesen, der noch eine Erweiterung der bisherigen literarischen Qualitäten Strunks bedeutet. Und vielleicht wird er ja auch noch den ein oder anderen spontanen Gag reißen.
Foto: Dennis Dirksen