Die Leoniden wollen es scheinbar so richtig wissen. Neben exzessivem Dauer-touren und unzähligen Festivalauftritten haben sie irgendwie noch die Zeit gefunden, ein neues Album zu schreiben. Nur anderthalb Jahre nach ihrem Debüt legt die Kieler Indie-Band also nach mit ihrem Zweitling.
„Fuck it all we killed it tonight!” – die Hookline von „Kids” ist zweifellos Programm auf dem zweiten Album der Leoniden.
Fuck it all – Denn Genre-Grenzen werden noch kompromissloser als auf dem Debütalbum über den Haufen getreten. Wo fängt man denn da an? Da sind rockige Gitarrenriffs gepaart mit einer poppigen Leichtigkeit, da ist die Grunge-Bridge in „Down The Line”, die mit ihrer Leise/Laut-Dynamik an die Pixies oder Nirvana erinnert. Dann sind da immer wieder diese Michael Jackson-esquen Moonwalk-Parts, gleichzeitig aber auch elektronische Beats, die auf den Disco-Dancefloor einladen. Oder aber „One Hundred Twenty-Three”, der in einen Jam ausartet, wie man sie schon von den Live-Shows der Leoniden kennt. Ja, so könnte man nun noch lange weiter machen: Da sind R’n’B-Einflüsse, soulige Gesangspassagen und natürlich immer wieder Jakob Amrs berühmt-berüchtigte Kopfstimme. Und das alles wird angereichert durch Streicher, wie im Closer „Slow” oder auch mal ein Piano.
We killed it tonight – Ist Programm, weil die Leoniden mit AGAIN die perfekte Weiterentwicklung zu ihrem Debütalbum liefern. Alles, was man schon vor anderthalb Jahren an dem Kieler Quintett liebte, ist nun noch reicher und klarer vorhanden. Sie scheinen nicht nur mutiger geworden zu sein, sondern wirken auch sicherer, wie sie klingen wollen. Kein Track auf AGAIN enttäuscht, die Leoniden behalten auf diesem Hit-Sprit auf ganzer Strecke die Puste. Ein Geheimtipp sind die Fünf ja nun wirklich nicht mehr, doch es ist gut vorstellbar, dass sie mit AGAIN in noch ganz andere Dimensionen vorstoßen werden. Wir sind gespannt!
VÖ: 26.10.18, IRRSINN Tonträger, https://leonidenmusik.de
Ohr D’Oeuvre: River/ Down The Line/ Colorless
Gesamteindruck: 9/10
Tracklist: River/ Kids/ Alone/ Down The Line/ People/ Why/ Colorless/ One Hundred Twenty-Three/ Not Enough/ Slow