Ne kölsche Jung ist der gebürtige Viersener Musiker und Produzent Marius Lauber aka Roosevelt nicht. Vielleicht ja im Hätze. Seine Musik klingt jedenfalls nicht sehr rheinisch. Aber es wird immer über den KÖLNER Musiker geschrieben. Köln war aber auch sein Wohnsitz, muss man fairerweise zugeben. Köln, Viersen – ist doch eigentlich alles das Gleiche.
2008 erscheint er erstmalig an der Oberfläche, als Schlagzeuger bei der sehr kurzlebigen aber auch ziemlich guten Indiekapelle BEAT! BEAT! BEAT! – die tatsächlich nur eine EP und ein Album veröffentlicht haben. Haben die sich denn eigentlich wirklich jemals offiziell aufgelöst? Bin über Antworten sehr dankbar.
Jedenfalls veröffentlicht Marius seit 2012 unter dem Pseudonym ROOSEVELT sehr geschmeidige und tanzbare Popsongs, die banal genug sind dass sie im Radio hoch- und runtergenudelt werden und schlau genug, dass insbesondere Musikmagazine die es (leider) nicht mehr gibt, dem bisherigen Output des Niederrheiners mehr als wohlwollend gegenüber standen. Ehrlich gesagt, wenn ein deutscher Musiker ein paar Einheiten im englischsprachigen Ausland absetzt, ist man in Deutschland meistens sehr wohlwollend – weil anscheinend (warum auch immer) ein wenig stolz. Ich muss dann immer an die „One of us – One of us“ Szene aus „Freaks“ denken. ROOSEVELT und MILKY CHANCE sind in dem Bezug typische Phänomene der letzten Jahre. Wenn man gemein sein will, droppt man in dem Kontext auch noch den Namen Robin Schulz. Na ja, MILKY CHANCE zu nennen ist ja eigentlich schon gemein genug. ROOSEVELT war übrigens auch DJ bei der Total Confusion Reihe in Köln. Außerdem kann er auch auf einige gelungene Remix-Arbeiten zurückschauen – wie Bearbeitungen für WHOMADEWHO und den GLASS ANIMALS.
ROOSEVELTs 2016er Debüt auf City Slang war tatsächlich eine schöne Debütplatte, mit der man sehr gut laue Sommernächte verkürzen konnte. Bevor jetzt die ebenfalls gelungene zweite Platte „Young Romance“ erschien, die in den Charts nicht mehr so richtig zündete, coverte er WOMACK & WOMACKs unzerstörbare Mainstream-Radio-Peitsche „Teardrops“. Das passt zusammen!
So, jetzt aber genug der unterschwelligen Lästerei und passiven Aggressivität (das löst die Musik von ROOSEVELT bei alten Rockmusikfans manchmal aus – Pardon!). Das Konzert am Dienstag könnte wirklich spannend werden. Und das ist keine Floskel. Hat der sehr gute Musiker das Zeug dazu, mit Hilfe unterhaltsamer, vielleicht sogar spektakulärer Livekonzerte, seiner Karriere den entscheidenden Schub zu geben oder blüht ihm das gleiche Schicksal wie seiner tollen Band BEAT! BEAT! BEAT! – also, schnell noch ein Ticket sichern! Und zwar hier.