Wem würde man seine minderjährigen Nichten oder Neffen eher in die Obhut geben? Mark Foster oder Max Gruber? Schaut man sich die letzten Videos von DRANGSAL (natürlich das mit Lars Eidinger) an, könnte man davon ausgehen, dass der Helmut Berger der Popmusik den lieben Kleinen möglicherweise „Salon Kitty“ von Tinto Brass vorführen würde. Die Angst ist aber unbegründet. Im schlimmsten Fall gäbe es Händkäs mit Musik zum Abendbrot (wie sich das in der Pfalz gehört), während der Industriebarde dem Nachwuchs wahrscheinlich das FDP-Parteiprogramm als Einschlafhilfe vorlesen würde, um sie irreversibel zu devoten und ergebenen Kapitalismusopfern zu formen.
Wäre das zweite DRANGSAL Album „Zores“ nicht Ende April in diesem Jahr, sondern Anfang der 1980er Jahre – auf dem Höhepunkt der New Romantic Welle – veröffentlicht worden, die Weltherrschaft im Pop wäre Max Gruber sicher gewesen. Das ist natürlich theoretischer Blödsinn. Ohne das Wissen genau der Platten aus der genannten Epoche, ohne PREFAB SPROUT, ohne Morrissey und ohne SPANDAU BALLET hätten die Beteiligten, wie u.a. die Produzenten Markus Ganter und Max Rieger (DIE NERVEN) niemals diese umwerfende Musik, eine der schönsten Platten des Jahres erschaffen können.
Das Konzert am kommenden Samstag wurde vernünftigerweise frühzeitig vom Gebäude 9 ins Gloria hochgebucht. Ausverkauft ist es trotzdem seit Wochen. Wer ein Ticket ergattert hat, darf sich freuen. Das Konzert wird mit Sicherheit ein rauschendes Fest mit schönen Menschen.
Fotocredit: Thomas Hauser