Manche Kollegen denken ich würde mich mit einem Großteil der Musik nur beschäftigen, um mich zu überzeugen dass das Dargebotene tatsächlich so abscheulich ist, wie im Vorfeld vermutet. Das ist natürlich totaler Quatsch. Würden diese Kollegen meine Artikel auch lesen und nicht nur die Clickbaits in den sozialen Netzwerken, wüssten sie dass ich nur Liebesbekundungen verfasse. Vielleicht auch ein wenig kranke. Am besten vergleichbar mit der Beziehung von Reynolds Woodcock und seiner Alma – dem Paar aus dem besten Film von 2018 – Paul Thomas Andersons „Der seidene Pfaden“. Ab und zu, wenn es notwendig ist, braucht es eine kleine Vergiftung, damit die alte Liebe wieder erblühen kann. Vielleicht gibt es in der nächsten Redaktionssitzung gebratene Pilze.
Für die Statistiker ein paar Zahlen: in diesem Jahr habe ich exakt 74 Konzerte besucht. Davon waren 15 wirklich ziemlich gut bis großartig und erinnerungswürdig. Es gab für mich nur vier Konzerte die ich richtig schrecklich fand: DIE HEITERKEIT, Donovan, Tash Sultana und PeterLicht. Die nenne ich gerne nochmal als Warnung vor ihren Auftritten in 2019, bei denen ich natürlich wieder dabei bin. Die meisten Zuschauer der vier genannten Konzerte fanden die Performances auch definitiv ganz gut. Okay, bei Donovan und Tash Sultana wahrscheinlich eher nicht. Bei Tash Sultana ist aber möglicherweise die Zielgruppe (gefühlte 8-jährige) auch einfach nur prinzipiell immer etwas gelangweilt und mit ihrem Smartphone beschäftigt. Jedenfalls waren über zwei Drittel der Konzerte die ich besucht habe ziemlich belanglos bis ganz okay. In der Zeit hätte man auch Kabardinisch* lernen können. Der einzige Haken an der Sache ist – man kann im Vorfeld überhaupt nicht sagen, bei wem es wirklich scheiße oder fantastisch wird. Wenn man gute Konzerte sehen will, muss man eben auf viele gehen. Ganz einfach eigentlich. Da breche ich doch eine Lanze für das Medium Film. Viel leichter einschätzbar. Von den 132 Filmen die ich bis heute in 2018 gesehen habe, waren nur knapp ein Drittel nicht so toll. Ich will aber auch hier die größten Enttäuschungen beim Namen nennen: „The House That Jack Built“ ist die größte Gurke von 2018. Dicht gefolgt von „Lady Bird“ (White people’s first world problems) und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Serien habe ich keine einzige gesehen. Okay, über mein Netflix-Abo immerhin doch zwei Folgen von „Rick and Morty“. Bei Abokosten von € 170 Euro im Jahr hat dann eine Folge € 85,- gekostet. Vielleicht schaue ich mir noch „Roma“ an – wenn der nicht mehr im Kino laufen sollte. Hat sich trotzdem für Netflix gelohnt.
Und nun zu den Listen.
Die 10 besten Songs von 2018:
10 Yo La Tengo –Shades Of Blue
09 Drangsal – Und Du? – Vol. II
08 Lizzo – Boys
07 Jonathan Wilson – Over The Midnight
06 Christine and the Queens feat. Dâm-Funk – Girlfriend
05 Tracey Thorn feat. Corinne Bailey Rae – Sister
04 Band Of Gold – Bring back
03 Beach House – Drunk in L.A.
02 And The Golden Choir – My Lies
01 DJ Koze – Pick Up
Die 10 besten Alben von 2018:
10 The Beatles – White Album (Super Deluxe Version)
09 Tracey Thorn – Record
08 Mitski – Be the Cowboy
07 International Music – Die besten Jahre
06 Blood Orange – Negro Swan
05 Chris Imler – Maschinen & Tiere
04 Khruangbin – Con Todo El Mundo
03 Beach House – 7
02 Band of Gold – Where’s the Magic
01 Against All Logic – 2012-2017
Die 10 besten Konzerte von 2018:
10 Screaming Females – Köln, Bumann & Sohn
09 Garbage – Köln, E-Werk
08 Slowdive – Köln, Gloria
07 Iron & Wine – Köln, Gloria
06 Sparks – Köln, Gloria
05 Isolation Berlin – Köln, Luxor
04 Friends Of Gas – Düsseldorf, zakk
03 Mark Kozelek – Berlin, SO 36
02 Sly & Robbie meet Nils Petter Molvaer – Köln, CBE
01 Kamasi Washington – Köln, LMH
Die aktuelle Filmliste von mir, gibt es hier.
* Die kabardinische Sprache stammt aus dem Westkaukasus und wird heute von über 1,5 Millionen Menschen gesprochen. Sie leben in Russland, Jordanien und Syrien; aber auch in der Türkei und in Deutschland wird Kabardinisch gesprochen. Das kabardinische Alphabet wird in kyrillischer Schrift geschrieben und umfasst 54 Buchstaben
Das Artikelfoto wurde bei Outro, dem Abschiedsabend der Intro geschossen.