Der Sound bei den ersten vier, fünf Tracks am heutigen Abend ist schon arg optimierungsfähig. Mit „Jedem das meine“ geht’s los – und das klingt wirklich brutal breiig. Aber spätestens bei „Und Du? Vol. II“ (Track Nr. 7 in der Setlist ) und dem zweiten halben Liter Becher Bier hat die Band um Max Gruber, bzw. die Person hinter dem Mischpult auch den Klang der Performance im Griff – bzw. der Alkohol wirkt.
Die Euphorie die DRANGSAL bereits mit Erklingen der ersten Töne hier im ausverkauften Gloria (die Veranstaltung wurde wegen der großen Nachfrage früh hochgebucht) erfahren, ist tatsächlich etwas Besonderes. Ich habe in diesem Jahr noch kein Konzert erlebt, bei dem die/der KünstlerIn auch nur annähernd so frenetisch, wie es am heutigen Abend der Fall ist, abgefeiert wurdeN. Man hat manchmal das Gefühl, dass hier eine neue Bewegung entsteht. Sehr angenehm ist auch, dass der sympathische Max auf jegliche Anpimmelung und Pathos verzichtet. Wie noch vor einigen Jahren, der deutsche Bruce Springsteen aka Thees Uhlmann fast über sich selber vor Rührung weinen musste, als es ihm mit TOMTE gelang die Live Music Hall auszuverkaufen und das ja auch etwas ganz Besonderes für ihn war, wegen in Köln studiert und blabla – da sind die Kids heute etwas cooler und betreiben Understatement. Hoffentlich bleiben sie auch länger dabei.
Insgesamt fällt heute Abend vor allem die Spielfreude der Band um Gruber auf. Auch wenn so mancher Keyboard-Ton der da erklingt, nicht immer einem Musiker auf der Bühne zuzuordnen ist, lässt sich prinzipiell feststellen, dass die Songs der beiden Platten doch deutlich länger und etwas freier im Vergleich zur Studiofassung ausgespielt werden. Das ist durchaus bemerkenswert und ein wenig überraschend. Die Chronologie der Setlist wird auf der laufenden Tour anscheinend fast überhaupt nicht variiert. Egal! Whatever Works!
Das mit der Coolness stimmt übrigens auch nicht so ganz. Der 17. und letzte Track des heutigen Abends ist die Klaus Lage Folter „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“. Da kommt wahrscheinlich die Sozialisierung auf Schützen- und Weinfesten in der pfälzischen Provinz zum Tragen. Insgesamt ganz klar eins der großen Konzerte von 2018.
Fotocredit: Rebecca Lessmann