We Were Promised Jetpacks spielen ein ausverkauftes Konzert im Kölner Luxor und beinahe hätte der Abend ein unschönes Ende genommen.
Vier Jahre ist es her, dass We Were Promised Jetpacks mit UNRAVELLING ihr drittes Album veröffentlicht haben. Eine ungewöhnlich lange Pause für die vier Schotten, die mit ihrem Debüt THESE FOUR WALLS und dem darauf vertretenden Indie-Hit „Quiet Little Voices“ 2009 ihren Durchbruch feiern konnten. Und auch auf eine ausgiebige Tour musste man sich als Fan dieser sonst so tourfreudigen Band länger als gewohnt warten. Ausgelaugt vom vielen Reisen musste eine Auszeit her – Freunde und Familie in der Heimat sollten für Ausgleich und Ablenkung sorgen.
In diesem Jahr war es dann aber endlich wieder so weit: Mit THE MORE I SLEEP THE LESS I DREAM erschien im Sommer nicht nur der UNRAVELLING-Nachfolger, auch Konzerte standen wieder in Hülle und Fülle auf dem Terminkalender von We Were Promised Jetpacks. Ganze 49 Shows wurden seit September gespielt – im Kölner Club Luxor findet die vorletzte für dieses Jahr statt. Und beinahe hätte dieses ausverkaufte Konzert noch ein unschönes Ende genommen. Gerade läutet die Band mit dem fantastischen „Boy in the Backseat“ und „It‘s Thunder and it’s Lightning“ das Finale des Gigs ein und Frontmann Adam Thompson erläutert, dass das folgende Lied das letzte und zwar wirklich das letzte sei. Allerdings ist die übliche Zugabenzeremonie, bei der Musiker zunächst die Bühne verlassen, um dann auf Verlangen der Zuschauer doch noch einmal für ein paar Songs zurückzukommen, nichts für das schottische Quartett. „Awkward“ fühle man sich dabei, so Thompson. Doch kaum sind die ersten Akkorde von „Repeating Patterns“, der ersten Single des neuen Albums gespielt, bricht die Band den Song wieder ab – gefolgt von einem wütenden „Fuck off“ Thompsons in Richtung Boden vor der Bühne. Dort lag nämlich ein ziemlich geschockt reinschauender Fan, der in einer etwas zu euphorischer Stimmung – und sicherlich ermutigt von dem ein oder anderen alkoholischen Getränk – die Bühne geentert hatte und von Thompson auf sehr unsanfte Art von selbiger wieder zurück auf den Boden der Tatsachen befördert wurde. Was soll’s – kurz den Staub abgeklopft und eine reumütige Entschuldigung in Richtung Band losgelassen, und schon konnte We Were Promised Jetpacks zu Ende bringen, was sie angefangen haben. Irgendwie hat man aber dennoch für die letzten paar Minuten das Gefühl, dass das gerade Geschehene ein wenig die allgemeine Stimmung zwischen Band und Publikum herunterzieht. Vielleicht reifte vor allem auch in Thompson mehr und mehr die Erkenntnis, dass das Absperrgitter, vor dem der enthusiastische Fan aufgeschlagen war, diesen doch mehr hätte verletzen können. Glück im Unglück sozusagen.
Das war vor allem deswegen schade, da sich in den rund anderthalb Stunden zuvor schon eine beinahe familiäre Stimmung zwischen Künstler und Publikum aufgebaut hatte – und zwar ohne allzu viele große, umschmeichelnde Worte. Der stets schüchtern und introvertiert rüberkommende Thompson richtet beispielsweise erst exakt nach der Hälfte des Sets das erste Mal das Wort in Richtung Fans. Müde sei man nach beinahe 50 Konzerten in wenigen Monaten – „aber ihr macht uns glücklich“. Ein Gemütszustand, den an diesem Abend sicherlich auch die meisten Fans so empfinden. Wohl alle, bis auf diejenigen, die We Were Promised Jetpacks immer noch am liebsten mit „Quiet Little Voices“ assoziieren. Ihren frühen Über-Hit ignorieren die Jungs nämlich geflissentlich. Aber es allen recht machen, kann man schließlich ohnehin nicht.
DR