Artefuckt geben mit ihrem Bandnamen und ihrem Logo schon vor, wo auf ihrer zweiten Platte STIGMA hingeht…Kompromisslos nach vorne! Immer hart am Wind! Auch wenn man von den eigenen Dämonen zerfressen wird, andere irgendwas erzählen, nur nicht zweifeln, immer weiter, weiter nach vorne.
Wären Artefuckt ein Mensch, wären sie ein wirklich guter Kumpel. Typ „treue Seele“: verlässlich, unerschütterlich, ein guter Zuhörer mit den richtigen, aufbauenden Kommentaren zur richtigen Zeit. Okay, vielleicht ein wenig berechenbar, aber grundsätzlich sympathisch, ehrlich, ein Typ mit dem man durch dick und dünn gehen kann. Warum diese Küchenpsychologie, wenn es doch eigentlich um die neue Platte STIGMA der Band aus Rheinberg geht? Tja, vielleicht, weil die Platte dem oben beschriebenen Charakter einigermaßen entspricht. Solide gemachter Rock im bewährten „Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Gitarren Solo-Refrain“- Schema mit leichtem Punk- und Outlaweinschlag. Kann man langweilig finden oder eben solide. Die Refrains – vorgetragen in einer Mischung aus Udo Lindenbergs Schnoddrigkeit und leicht aufgeregter Heiserkeit – sind in der Regel hitverdächtig und melodiös. Sie müssen sich nicht hinter all den Bands verstecken, die das Feld zwischen Deutschrock und Mainstreampunk ohne Humor und Verdrehungen bespielen. Nicht nur, dass man sie nach dem ersten durchhören schon mitsingen kann, nein sie bleiben auch im Kopf hängen. Die Texte sind, nun ja, lebens- und freiheitsbejahend, wie eben der richtige Kalenderspruch zur richtigen Zeit, der am Morgen im Bad hängt:
„Ich bin glücklich und das ist alles was zählt“ („Alles was zählt“)
„Eines Tages wirst Du verstehen, wir alle ernten, was wir säen“ („Was wir säen“)
„Ich reite meine Welle, setze alles, schau nach vorn, stell mich in den Wind hinein“ („Egal!“)
„Ich will frei sein!“ („Ich will!)
…das tut dem einen oder anderen weh, passt aber gut zur Musik und sollte eigentlich überall funktionieren. Songs wie „Egal!“, „Alles was zählt“oder „Ich will“ gehen direkt in Kopf und Bauch und funktionieren für alle, die auf rockige Riffs und Dampfhammerrefrains stehen. Manchmal nervt ein wenig die Vorhersehbarkeit der Songsstrukturen und die Effektspielereien wie im Limp Bizkit – artigen Intro, die nicht wirklich etwas zum Gelingen des Songs beitragen. Aber darüber kann man beflissentlich hinwegsehen, auch über die Balladen „Nicht für immer“ oder die Pianoballade „Wir sind ewig“ mit Mr. Big – Gedächtnisgitarre, die den weichen Kern im harten Kerl zeigen. Egal! Funktioniert auf jedem Bandcontest, Straßenfest, Rockradiokanal und Rockfestival.
VÖ: 11. Januar 2019, Rookies&Kings,Artefuckt Facebook
Ohr d’Oeuvre: Alles was zählt/ Egal!/ Ich will!
Tracklist: Intro/ Alles was zählt/ Herz ist Trumpf/ Was wir säen/ Egal!/ Leb jeden Tag/ Stigma/ Jeden gegen jeden/ Ich will!/ Nicht für immer/ Alles vergeht, alles zerfällt/ Was?!/ Deine Zeit, Dein Leben/ Wir sind ewig
Gesamteindruck: 6,0/10