Der SEO-Wert dieser Plattenkritik ist okay, aber die Lesbarkeit erfordert Verbesserungen. Keine Ahnung woran das liegt. Es ist auch egal, denn ab heute ist alles anders!
Mit der Veröffentlichung ihrer neuen Platte „Exoterik“, setzt die Berliner Band „Die Türen“ die Reise fort, zu der sie sich auf dem letzten (offiziellen) Album „Abcdefghijklmnopqrstuvwxyz“ mit dem Song „Rentner und Studenten“ aufgemacht hat. War es damals noch ein (kleiner) Krautrock-Ausflug, haben wir es jetzt mit einer nicht abschätzbaren Exkursion in ungewisse Musikgebiete zu tun. Ist das Dub? Ist es Artrock? Mathrock? Eine klare Zuordnung ist nicht mehr möglich.
„Exoterik“ ist das Magnum Opus der Türen geworden. Es gibt jetzt in der Bandgeschichte die Zeit vor – und die Zeit nach „Exoterik“. Man wünscht der Band, dass sie dafür jetzt endlich die längst überfällige Anerkennung erfahren wird. Waren die Türen bisher immer die ironische, schwer greifbare Indieband mit einem Hang zum Absurden – immer mit den eingängigsten Melodien des Genres ausgestattet – so verlassen sie auf der Textseite jetzt völlig die bekannten Pfade. Die Türen haben die Erde verlassen.
Bei den meisten Titeln auf „Exoterik“ (was für ein Titel) kann von konventionellen Rockmusik-Songtexten überhaupt keine Rede mehr sein. Der bandtypische Humor tritt diesmal ebenfalls deutlich in den Hintergrund (keine Sorge – er ist noch vorhanden). Auf „Exoterik“ hat endgültig der Dadiusmus das Kommando übernommen. Was sich im Eröffnungsstück „Welthundetag“ bereits andeutet, kann trotzdem nicht darauf vorbereiten, was in den nächsten (knapp) zwei Stunden(!) geschehen wird. Die beiden folgenden Tracks „Miete Strom Gas“ und „Fiesta Antifa“ schlagen die selbe Richtung ein. So viel Hall und Raum hatte noch keine Platte einer Indie-Rockband. Das Ganze klingt als hätte man die Songs in einer riesigen, stillgelegten Fabrik eingespielt – oder in einem Dom. Die vermeintlich ungewöhnliche Moses Schneider Produktion der Tocotronic-Platte „Wie wir leben wollen“, wirkt daneben wie für das Bierwerbung-Rock-Formatradio konzipiert.
Autor und Studio-Braun Verleger Gereon Klug hat in einem Facebook-Post zu „Exoterik“ die Band Can (und noch einige andere – „Die neuen Neu. Yes, they Can! Tortoise has left the Turtle“) erwähnt. Das Solowerk des Can-Bassisten und Sample-Pioniers Holger Czukay passt als Reverenz noch besser. „Abgehauen“ klingt als hätte Conny Plank Velvet Underground produziert.
Es gibt kein einzelnes Schlüsselstück – oder einen Mittelpunkt. „Exoterik“ ist der reine Wahnsinn!
Die Band hat ein 13-minütiges existenzialistisches Dubinferno namens „Lieber Gott“ aufgenommen, einen dreiteiligen Zyklus „Exoterik I – III“ (mit über 21 Minuten Laufzeit), der einem verhältnismäßig konventionell ausgefallenem Mittelteil folgt und dann schließlich den unfassbaren letzten Teil – den E-Musik Part der Triple LP.
Die letzten abgefahrenen und genialen – musikalisch dennoch völlig anders ausgelegten Solowerke der Bandmitglieder Andreas Spechtl und Chris Imler, waren vielleicht eine Inspiration für neue Wege. Vielleicht ist auch einfach der momentan prekäre Zustand der Musikindustrie ausschlaggebend, nicht einfach nur (wie gewohnt) geil zu liefern, sondern… ach, ich weiß es doch auch nicht.
Die Türen haben mit „Exoterik“ ein Meisterwerk geschaffen. Eine Platte so groß wie das Debüt von Trio oder wie Kraftwerks Autobahn. Hoffentlich wird es nicht so lange, wie bei den beiden genannten Alben dauern, bis sich diese Anerkennung als Konsens etabliert hat. Die schon im Februar stattfindende Liveumsetzung ist das spannendste Konzertereignis der Zukunft und auf der ganzen Welt. Ja, genau!
VÖ: 25. Januar 2019 – Label: Staatsakt/Caroline International Vertieb: Universal Music
Tracklist: Welthundetag/ Miete Strom Gas/ Fiesta Antifa/ Abgehauen/ Lieber Gott/ Ich bin eine Krise/ Information/ Selbstverständlichkeit/ Rave Regime/ BBI/ Exoterik I/ Exoterik II/ Exoterik III/ Regionalexpress/ Gasthof zur Eisenbahn/ Keine Angst/ Oma/ Lake Angela/ Irgendwo hingelegt
Gesamteindruck: 10/10