Wenn 2028 Phil Spector als 89-jähriger aus dem Knast entlassen wird, kann er mit FUCKED UP eine Platte aufnehmen. Die haben nämlich auch eine Wall of Sound Philosophie in ihrer musikalischen Ausrichtung. Das wurde gestern bei ihrem sehr guten Konzert im ausverkauften Luxor wieder sehr deutlich in Erinnerung gebracht. Auch jetzt – 10 Stunden später – ist das Rauschen in meinen Ohren noch sehr präsent.
Selbstverständlich würde die Band um die Gründungsmitglieder Mustard Gas (Sandy Miranda) 10,000 Marbles (Mike Haliechuk) und Concentration Camp / Gulag (Josh Zucker) und ihrem- wie Rainer Calmund sagen würde – postiv beklopptem Sänger Damian Abraham niemals auf die Idee kommen, mit einem ausgemachten Arschloch und Psychopathen wie Spector zusammenzuarbeiten. Neben einer großen Portion Humor und der Beschreibung von zeittypischen Gesellschaftszuständen, wie in ihrem grandiosen Song „Normal People“ vom aktuellen Album „Dose Your Dreams“ (das mit sieben Songs auch den größten Anteil beim Konzert stellt und dessen Text auch einem Bruce Springsteen – in einem entsprechenden Arrangement – gut stehen würde), zeichnet das Werk der Band ein unerschüttbarer Glauben an Humanismus und Liberalität aus – in Zeiten in denen die Arschlöcher weltweit nach der Macht greifen oder sie bereits besitzen. Da ist die musikalische Ausrichtung geradezu zwingend. Da kann man nur schreien!
Die Intensität und Tightness ihres Livespiels ist über die Jahre eine ein sichere Bank geworden. Die Gitarrenwand die sie zu dritt, zusammen mit Ben Cook aufbauen, ist ziemlich beeindruckend wie kathartisch – ebenso wie das stoische, vermeintlich unspektatukäle aber sehr effektive Schlagzeugspiel von Jonah Falco.
Ein wenig enttäuschend war es für einige Freunde und für mich, dass Damian Abraham nicht wirklich den Weg ins Publikum, bzw. auf die Theke gefunden hat. Beim Konzert vor 9 Jahren im MTC – bei Außentemperaturen von 40°C und Innentemperaturen von gefühlt 60°C – hat er angeblich (eine urbane Legende) meine Freundin Nicole freundschaftlich in den Schwitzkasten genommen. Darauf haben wir gestern leider vergeblich gewartet.
Pardon für die Bildqualität. Unseren Ersatzfotografen haben wir heute morgen gefeuert. Gute Besserung an unsere Stammfotografin.