Die Besprechung des Albums OF SHADOWS von FABRIZIO CAMMARATA beginnt mit einer Offenbarung des Autors zu den Abstraktionen, die er zu Italien im Allgemeinen und italienischer Musik im Speziellen hat. Zu letzterem hat sich die Einstellung jedoch grundlegend geändert. Heute kann er bewusst zu dem Thema Independentmusik aus Italien das lateinische Sprichwort „Tempus vincit omnia“ anführen, weil er vielfach eines besseren belehrt wurde. Aufgrund der Auftritte Cammaratas beim Kaltern Pop, dem Haldern Pop und anderen Orten wie auch dem zuvor erwähnten Album war die Vorfreude auf das neue Album von Fabrizio Cammarata groß.
Um es vorweg zu nehmen, Cammarata bleibt sich mit seinem Stil treu und hat ein Album aufgenommen, was durch grazile, fragile Indiepopsongs besticht. Die Songs hat er mit einer Band aufgenommen und sie weisen einen etwas anderen Charakter als bei seinen Live-Auftritten auf, die er meist alleine mit einer Akkustikgitarre absolviert. Selbiges ist überraschend erfrischend, weil die Songs durch (elektrische) Gitarren, Bass, Schlagzeug und gelegentlich Tasteinstrumente eine wesentlich größerer Bandbreite erhalten. Das Arrangement der Lieder ist homogen und die verschiedenen Instrumente sind gut miteinander abgestimmt. Die Melodien werden dadurch eingängiger und untermalen Cammaratas charakteristische Stimme, die beim Abmischen sehr klar herausgestellt wurde. Durch diese Technik wird eine Brücke zu seinen Soloshows gebaut. Besonders offensichtlich wird dieser Kniff bei „Rosary“, auch wenn dieser Song nicht mit so üppiger Instrumentierung wie die anderen auf dem Album aufgenommen wurde.
Es scheint, dass die Stücke auf LIGHTS von Cammarata seit der Veröffentlichung des letzten Albums geschrieben wurden und er diese – zum Teil – schon bei seinen Konzerte gespielt hat. Dabei überrascht umso mehr, dass er mit einigen dieser Songs auf der Platte durch die reiche Instumentierung und die Aufnahmetechnik eine andere Wirkung erzielt. Sie wirken weniger melancholisch und etwas optimistischer als bei den Soloauftritten. Die Intention verändert sich dadurch ein wenig, ohne die – ruhige – Grundstimmung des Albums aufzubrechen. Dieses fällt besonders bei „Run, Run, Run“ und „Cassiopeia“ auf. Aber Cammarata schafft es, auf LIGHTS große Gefühle und Emotionen in seinen Songs zu vermitteln. Das Album nimmt den Zuhörer ein und er ertappt sich nicht nur einmal dabei, wie er sich in seinen Gedanken verliert.
Als must-heards sind der Opener „All this brighter“, „Eileen“ und „Timbukutu“ zu empfehlen. Mit dem neuen Album ist es Cammarata gelungen, die durch den Erstling gelegte Messlatte nicht zu reißen. Auch wenn es in seiner Schönheit und Intensität nicht in allen Nuancen an den Vorgänger heranreicht, so ist LIGHTS eine uneingeschränkte Empfehlung für den Frühling. Zudem sollte ein Besuch eines der Konzerte auf seiner Frühjahrstour ganz schnell in die Agenda eingetragen werden. Den Kölnern sei dazu das Cardinal Sessions Festival 9 ans Herz gelegt.
VÖ: 29.März 2019, Haldern Pop, http://www.fabriziocammarata.com/
Tracklist: All is brighter / Run Run Run / KV / Eileen / Under your Face / Rosary / Timbuktu / Blue / Cassiopea / For my Heartbeats / My Guitar at 4
Ohr d’Oeuvre: All is brighter / Eileen / Timbuktu
Gesamteindruck: 8,0/10