Ähnlich wie aus Kanada, kommt aus Australien meist Gutes. Oft ist das, was uns aus Down Under erreicht, sogar etwas entrückter oder gar abgedrehter als der Output unserer kanadischen Freunde. Was beide Länder jedoch auszeichnet, ist die Bodenständigkeit. Hier wird nicht künstlich versucht, einen Hit zu schreiben – die eine Hymne, die einen für kurze Zeit zum großen Hype macht. Nein, um Hypes geht es hier wirklich nicht, sondern um kleine, berührende Rocksongs, die ihre Schönheit aus ihrer Schlichtheit gewinnen.
Wovon wir hier reden? Vom neuen Album der Australier von Money for Rope. Vor vier Jahren im kleinen Garten der Glitterhouse Villa in Beverungen beim Orange Blossom Festival wussten sie bereits durch einen äußerst sympathischen und vor allem druckvollen Auftritt zu begeistern. Diesen Druck packen die fünf Jungs aus Melbourne nun auch gekonnt auf ihr neues Studioalbum PICTURE US, das sie bei Haldern Pop Recordings herausbringen. Ihr Psych-Surf-Blues-Rock erinnert manchmal an die Doors, manchmal an Calexico und manchmal an ihre kongenialen Kollegen von King Gizzard And The Lizard Wizard. Ähnlich wie Letztere treten Money for Rope mit zwei Schlagzeugern auf, worin sicherlich der immense Druck, den das Sextett live auf das Publikum abfeuert, begründet liegt.
Auf PICTURE US nimmt Mastermind Jules McKenzie den Hörer mit auf einen Road Trip über die staubigen Pisten des Outbacks. McKenzie singt nicht, sondern predigt vielmehr eindringlich auf den Hörer ein. Getragen von der Rhythmusfraktion der beiden Schlagzeuger Erik Scerba und Chris Loftis sowie Ted Dempsey am Bass, schafft es die Platte, trotz seiner Rotzigkeit eine enorme Intimität aufzubauen, in der man sich als Hörer verliert. Dies liegt sicherlich – neben McKenzies Art, die Texte zu predigen – am hypnotisierenden Keyboardspiel von Rick Parnaby.
Wem die Doors zu psychedelisch, King Gizzard zu ausufernd und Calexico zu countryesk sind, der ist bei Money for Rope genau richtig. Nicht, weil PICTURE US einen Konsens aus diesen Bands darstellt, sondern vielmehr, weil sie all das Gute vereinigt und auf eine eigenständige, sehr kurzweilige Ebene hievt. Im Sommer macht sich der Melbourne Sechser auf die lange Reise nach Europa, um die ein oder andere Festivalbühne aus den Angeln zu heben. Das sollte man sich, genau wie PICTURE US, nicht entgehen lassen.
VÖ: 08 März.2019, Haldern Pop Recordings, www.moneyforrope.com
Tracklist: Actually/ Stretched My Neck/ O’Chelles/ Remember My Name/ Earl Grey/ Trashtown/ Look/ Picture Us/ What Takes So Long
Ohr d’Oeuvre: Trashtown/ What Takes So Long
Gesamteindruck: 7/10