Björn: Hallo Marcel, was sollen wir denn jetzt von diesen Screenshots halten?
Marcel: Moin Björn! Ich denke sehr viel. Das Konzert am Samstag im MTC war wirklich genau auf dem Punkt. Ich bin begeistert. Ich würde sogar sagen, die Screenshots sind der neue heisse Scheiss. Aber das trifft es wohl nicht ganz. Das Publikum hat bereits den Eindruck einer eingeschworenen Fangemeinde gemacht, so textsicher wie die alle waren. Ich glaube nur für uns war das daher neu.
Björn: Das war echt erstaunlich. Staatsakt hat mit denen die nächste große Nummer – nach International Music – am Start. Vielleicht kommt Maurice Summen ja doch noch an seine Eigentumswohnung. Interessant finde ich, dass die Screenshots nicht wollten, dass man ihre Gesichter fotografiert. Sitzen die vielleicht im Hauptberuf im Vorstand der Deutschen Bank?
Marcel: Ist vielleicht ein politisches Statement der Band. Die haben ja diesen Twitter-Gründungs-Nimbus, der sie umgibt. Digital-Natives meets Chaos-Computer-Club meets Pulse-of-Europe meets Punk. Passt ja auch inhaltlich. Deine Erklärung ist aber wohl wahrscheinlicher! Der Frontmann klingt bei den langsameren Liedern wie Wolf Maahn.
Björn: Das mit Wolf Maahn (zur Deserteure Zeit) ist eine gute Feststellung. Wird die Band vielleicht nicht so freuen. Wahrscheinlich kennen die den aber überhaupt nicht. Vielleicht covern die ja mal sein Tschernobyl-Lied.
Marcel: Naja, auch Kohl bekommt in den Texten von den Screenshots was ab. Und damals wusste Maahn noch nicht mal, dass es mit Merkel („was hat sie sich gedacht“) und Odonkor („Odonkor wird geschickt“) noch schlimmer wird. Ich hab mir ja vor Ort vor lauter Verzückung die „Europa LP“ noch mitgenommen. Die ist ein Mix der ersten beiden EPs und auch sehr gut. Ich bin jetzt ein „Shooter“.
Björn: So nennen sich die Fans. Ich bin zu alt. Ich geh’ höchstens noch als „Dripper“ durch.
Liebe Leserinnen und Leser, verzeihen Sie bitte dass unser erstes Gespräch möglicherweise etwas – mit seiner philosophischen Betrachtung über die Vergänglichkeit des Lebens – deprimierend im Abgang ist. Wir versuchen beim nächsten Mal ein eher optimistischeres Ende zu wählen. Aber wie heißt es so schön und unerbittlich in einem alten rumänischen Sprichwort: „Die Omi mit dem Kuchen ist schon vorbeigegangen.“ Denken Sie immer daran!
Foto von Oguz Yilmaz