Ein Rockkonzert (mit Hardcore-Einschlag) von einem (Trance?-) DJ namens STYROFOAM eröffnen zu lassen, kann man eigentlich nur bringen wenn man seine Fans gut kennt und weiß, dass sie keine dogmatischen Querulanten sind. Die Hardcore-Szene hat da nicht unbedingt den allerbesten Ruf. Aber Bob Mould hätte wahrscheinlich auch einen peruanischen Panflötenspieler engagieren können. Seine Fans, die heute zahlreich in die Halle des zakk gekommen sind, um die Ikone des amerikanischen Alternative zu hören, sind wahrscheinlich inzwischen altersmilde oder etwas schwerhörig geworden. Beim ersten Song des Sets („The War“) fällt mir erfreulicherweise ein, dass ich noch ein Erfrischungstuch einer verachtungswürdigen amerikanischen Fastfood-Kette in der Tasche habe. Trotz der Tatsache, dass an diesem Hühnerblut klebt (metaphorisch), stopfe ich jeweils die beiden Hälften beherzt in meine Ohren, um nicht den Rest meines Daseins in der Tinnitushölle verbringen zu müssen.
Mould spielt ein dramaturgisch fein zusammengestelltes, karriereumspannendes Set aus Solo-, Sugar- und deutlich mehr HÜSKER DÜ- Songs, als noch bei seinem Konzert im Jahre 2014 im Kölner Gebäude 9. Die Stimmung im Publikum ist durch die Songauswahl und die neue Spielfreude, ebenfalls entsprechend euphorischer. Die Stücke der aktuellen Platte „Sunshine Rock“ (sieben von insgesamt 26 Tracks) sorgen für keinen Stimmungseinbruch – dafür sind sie auch einfach zu gut. Das letzte Drittel, welches ausschließlich aus HÜSKER DÜ Songs besteht, verwandelt den vorderen Teil des Zuschauerraums in einen wahren Hexenkessel. Die ersten Töne von „New Day Rising“, die im längst wieder unversiegelten Gehörgang ankommen, sorgen im Moshpit für den Stimmungshöhepunkt eines bemerkenswerten Konzertabends (in unserem Instagram-Channel dokumentiert).
Insgesamt scheint sich Bob Mould, nach dem Tod seines einstigen Gefährten Grant Hart (2017 im Alter von 56 Jahren), der Verantwortung einer großen Erbschaft bewusst zu sein.
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