Die Kölner Konzertreihe „Gewölbe Live“ präsentiert heute den Finnen und Wahlberliner Jaakko Eino Kalevi. Dieser reist seit Ende Januar mit seiner Platte „Out Of Touch“ vom letzten Herbst durch den europäischen Kontinent. Heute Abend findet sein 32. Konzert der aktuellen Tour statt. Einen – im positiven Sinn – routinierten, oder im negativen – abgeklärten Auftritt wird der charmante und bisweilen schüchterne Metalhead-Lookalike heute Abend nicht abliefern. Es könnte auch eins der ersten Konzerte der Tour sein. Der Mix hat am Anfang – sagen wir es mal so – ziemlich viel Potential nach oben. Kalevis Stimme ist fast überhaupt nicht zu hören, die Bassistin ist ebenfalls zu leise, dafür hört man das Schlagzeug um so mehr. Aber das scheint keinen der drei auf der Bühne besonders nervös zu machen. Kalevi macht ein paar Gesten und ab dem dritten Song klingt es auch schon deutlich besser.
Im Mittelpunkt stehen die Songs der aktuellen Platte. Aber auch aus dem Debüt “Modern Life“ (u.a. die obligatorische Zugabe “Flexible Heart”) und dem nach ihm selber benannten Domino-Debüt, gibt es das ein oder andere Stück zu bewundern. Aus seinen beiden schönen finnischen Alben spielt er leider nichts. Vielleicht hilft beim nächsten Konzert ein Glückkeks mit entsprechender Anweisung. Am heutigen Abend stand jedenfalls etwas mit Intuition auf dem Gebäckzettel. Glaube ich jedenfalls. Das Englisch von Jaakko klingt so schön, wie das der 14 verzweifelten Franks, aus Aki Kaurismäkis wunderbarem Film CALAMARI UNION.
Kalevi scheint häufig den gleichen Gitarreneffekt wie der Weirdo-Psychedeliker Connan Mockasin zu verwenden – die einzige Gemeinsamkeit. Am stärksten ist der Vortrag definitiv in den Momenten, in denen sich die Band von der Yachtrock-Parodie (kann man eigentlich ein bereits etwas lächerliches Genre überhaupt parodieren?) entfernt und ihr dancelastigeres Material spielt. Die Lücke, die THE WHITEST BOY ALIVE in dem Segment hinterlassen haben, ist bis heute nicht gefüllt. Keine Frage – deren Kopf Erlend Øye hatte musikalisch natürlich einen völlig anderen Ansatz. Aber als Orientierunghilfe für deutlich mehr Tightness und Lautstärke – ergo mehr POWER und SELBSTBEWUSSTSEIN – sollte die legendäre Berliner Band (um einen skandinavischen Bandleader – was für ein Zufall) durchaus als nachahmungswertes Vorbild für Kalevi dienen.
Nach circa 70 Minuten ist das kurzweilige Konzert vorüber. Kam beim relativ jungen Publikum jedenfalls ziemlich gut an. Vor dem Club sagt man uns, dass der Supporting-Act Sofie Winterson viel interessanter gewesen wäre. Leider habe ich von ihr nur die letzten anderthalb Tracks gehört. Nach kurzem Reinhören in ihre aktuelle Platte „Sophia Electric“, scheint es sich bei der Aussage aber um eine ziemlich steile These zu halten.